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Experten fordern Prädikat für empfehlenswerte Computerspiele

28.11.2006
Nach dem Amoklauf von Emsdetten haben Experten statt eines Verbots von Killerspielen Qualitätssiegel für pädagogisch wertvolle PC-Spiele gefordert.

Einheitliche Prädikate sollten als Empfehlung und Orientierungshilfe für Eltern dienen, sagte Grünen-Medienexpertin Grietje Bettin am Montag bei einem Fachgespräch ihrer Fraktion in Berlin. Als Vorbilder könnten die Filmförderung oder das Siegel „Spiel des Jahres“ bei Brettspielen dienen. Auch Spieleforscher Winfred Kaminski sprach sich für ein solches Fördersystem aus. „Man muss Computerspiele aus der Schmuddelecke holen“, sagte der Medienpädagoge von der Fachhochschule Köln.

Die Debatte über ein Verbot von Gewaltspielen war nach dem Amoklauf eines früheren Schülers an einer Schule im niedersächsischen Emsdetten neu entbrannt. Nachdem bekannt wurde, dass der 18 Jahre alte Sebastian B. so genannte Killerspiele am Computer spielte, hatten zahlreiche Politiker ein Verbot verlangt. „Wir halten diese populistische Forderung nicht für zielführend“, sagte Bettin. „Wir glauben, dass die bestehenden Jugendschutzbedingungen restriktiv genug sind.“ Statt Verbote auszusprechen, müssten hochwertige Computerspiele entwickelt und gefördert werden.

Auch Kaminski warnte vor einem Verbot. Dies erzeuge einen Reiz auch bei denjenigen, die sich zuvor gar nicht für Gewaltspiele interessiert hätten. „Ein Verbot erreicht nicht das angestrebte Ziel, die Spiele sind über das Internet zugänglich.“ Außerdem machten Gewaltspiele allein aus jungen Menschen keine Amokläufer. (dpa/tc)