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Experten: Außergerichtliche Microsoft-Einigung unwahrscheinlich

05.10.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Trotz der von der neuen Richterin Collen Kollar-Kotelly angeordneten intensiven Vergleichsverhandlungen halten viele Beobachter eine außergerichtliche Beilegung des Kartellverfahrens gegen Microsoft für unwahrscheinlich. "Eine baldige Übereinkunft würde mich wundern", erklärt beispielsweise der Antitrust-Experte Andrew Gavil, Professor an der Howard University. "Microsoft wird nur dann einer Einigung zustimmen, wenn diese in seinem Interesse wäre."

Jonathan Zuck, Chef der erklärtermaßen Microsoft-freundlichen Association for Competitive Technology, meint: "Die Richterin wird nicht eher zufrieden sein, bis beide Verhandlungspartner alles gegeben haben. Sie hat Angst, dass man später ihr das Scheitern der Gespräche anlasten könnte." Die Statusanhörung am Freitag vergangener Woche lief jedenfalls nicht zur Zufriedenheit des Softwarekonzerns. "Wir wissen nun, dass das Bezirksgericht Microsofts primäre Argumentationsbasis mehr oder weniger abgelehnt hat", bilanziert Mark Schechter, Kartellanwalt bei Howrey Simon Arnold & White. "Es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass sie vom Gericht bekommen, was sie wollten: minimale Auflagen."

Gavil erwartet, dass Microsoft möglichst viel Zeit für sein neues Betriebssystem Windows XP herausschinden wird, um Fakten zu schaffen. XP enthalte mehr integrierte Features als jedes Windows zuvor - Fähigkeiten, die heute als separate Produkte erworben werden müssten. Ohne eine Beilegung könne die Gates-Company das Verfahren locker bis zum kommenden Sommer verschleppen und auf diese Weise XP ungefährdet unters Volk bringen.