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Experte: Wirtschaftsspionage vernichtet Jobs in Deutschland

25.06.2007
Die zunehmende Wirtschaftsspionage vernichtet nach Ansicht von Experten in Deutschland jedes Jahr rund 50.000 Jobs.

Viele Unternehmen seien gegen Spionage, Konkurrenzausspähung und Computerattacken nicht ausreichend gewappnet. "Der Verlust von Know-how bedeutet Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und führt direkt zur Vernichtung von Arbeitsplätzen", warnte der Sicherheits-Experte Udo Ulfkotte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Frankfurt. Der deutschen Wirtschaft entstehe durch Sabotage und Ausforschen jährlich ein Schaden zwischen zehn und 50 Milliarden Euro.

Bei einem Kongress in dieser Woche (26. bis 28. Juni) werden in Bad Homburg rund 100 Experten aus aller Welt über aktuelle Trends und über neue Technologien zur Sicherung von Firmengeheimnissen beraten. Bisher unterschätzen viele Unternehmer nach Ansicht der Sicherheitsexperten die Gefahr. "In Zeiten der Globalisierung, in denen Firmen jeden Cent umdrehen, nehmen vor allem die Chefs von kleinen und mittleren Unternehmen das Thema einfach nicht ernst genug", sagte Ulfkotte, der Sicherheits-Management an der Universität Lüneburg lehrt.

Unter dem Druck der Controller kappe manch ein Manager die Gelder für mehr Sicherheit. Dabei lebten insbesondere Mittelständler von Innovationen und geschütztem Wissen. Kleine und mittleren Unternehmen seien im Gegensatz zu früher immer häufiger betroffen. "Wenn ein Badewannenhersteller eine neue Legierung erfindet, die die Wärme der Wanne länger hält, dann gibt es natürlich einen Konkurrenten, der das ausspioniert", sagte der Buchautor Ulfkotte.

Seiner Einschätzung nach nimmt die Wirtschaftsspionage extrem zu. "In dem harten weltweiten Konkurrenzkampf versuchen Unternehmen immer öfter, zum Nulltarif Know-how abzuziehen. Alles, was Geld bringt, wird ausgespäht." Während im Jahr 2000 erst jedes zehnte deutsche Unternehmen Opfer von Ausspähen und Spionage gewesen war, sei es inzwischen jede vierte Firma - und das quer durch alle Branchen. "Das Problem hat sich vervielfacht."

In den meisten Fällen sei der Täter ein Mitarbeiter. So gebe es zahlreiche Fälle, bei denen Werksstudenten oder sogar feste Mitarbeiter vertrauliche Akten kopierten. Aber auch technische Angriffe auf die Rechner der Firma nähmen rasant zu. Ulfkotte fordert Unternehmen auf, mehr Geld in die Sicherheit zu investieren und sich besser zu schützen. "Vorstand und Mitarbeiter müssen ein Bewusstsein dafür bekommen, wie wertvoll das Wissen ihres Unternehmens ist und wie stark jeder einzelne Arbeitsplatz davon abhängt", sagte der Sicherheitsexperte. (dpa/tc)