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Experte: "Sanierung von Siemens Business Services schwierig"

30.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Sanierung des defiziäten IT-Dienstleisters Siemens Business Services ist aus Sicht eines Unternehmensberaters schwierig. "Es gibt nur die Möglichkeit zu sanieren oder zu verkaufen. Eine Sanierung ist schwierig, weil der Wettbewerb auf dem Markt sehr intensiv ist", sagte Telekomexperte Arno Wilfert von der Unternehmensberatung Arthur D. Little dem "Handelsblatt".

"Preise und Margen sind sehr niedrig. Das Problem kann man nur lösen, wenn man die eigenen Kosten massiv senkt", sagte der Experte. "Aber das ist für einen Großkonzern wie Siemens schwer. Zudem SBS international längst nicht so gut aufgestellt ist wie im Inland." SBS sei ein Übernahmekandidat. "Die Sparte ist interessant für Unternehmen, die einen starken Zugang zum deutschen Markt suchen. Dafür kommen zum Beispiel Amerikaner wie EDS oder Perot Systems in Frage."

Zum ebenfalls Verluste schreibenden größten Konzernbereich Communications (Com) sagte Wilfert: "Die Krise hat vor allem drei Gründe: Zum einen hat der Markt während des Booms Ende der Neunziger Jahre viele Überkapazitäten aufgebaut, die bis heute fortbestehen. Zum anderen drücken Konkurrenten aus China aggressiv auf die Preise. Der dritte Punkt ist der Technologiewandel, auf den Siemens nicht rechtzeitig reagiert hat." Siemens habe beispielsweise den Wandel zu Produkten verschlafen, die auf dem Internet-Protokoll basieren. "Der führt dazu, dass man weniger und andere Geräte braucht, als Siemens sie anbietet."

"Wahrscheinlich lässt sich das Thema nur über Zukäufe in den Griff kriegen", sagte der Arthur-D.-Little-Experte. Siemens-Chef Klaus Kleinfeld habe nicht genug Zeit, um abzuwarten, bis er mit eigenen Entwicklungen auf die nächste Technologie-Welle aufspringen könne. "Um in das Router-Geschäft einzusteigen, ist es wahrscheinlich schon zu spät." Deswegen müsse sich Siemens bei neuen Technologien umschauen, die bald starten, etwa mobiles Fernsehen oder Wimax, einer Technologie, die ebenfalls drahtlosen Internet-Zugang ermöglicht. "Durch die Übernahme eines kleineren Unternehmens könnte sich Siemens frühzeitig Know-how sichern", sagte Wilfert.

Am späten Montagabend war eine Sondersitzung des Siemens-Zentralvorstands zu Sanierungsplänen für die drei defizitären Konzernbereiche Communications (Com), Logistik und den IT-Dienstleister SBS zu Ende gegangen. Ein Siemens-Sprecher wollte auf Anfrage keine Details nennen. Es sei wie bereits kommuniziert lediglich um "Zwischenstände" gegangen. Der Zentralvorstand habe sich Statusberichte vorlegen lassen. (dpa/tc)