Professional-Services-Spezialist auf Wachstumskurs

Expansionsdrang dürfte Brain Force Software 1999 an die Börse führen

29.05.1998

Das europäische IT-Dienstleistungsgeschäft boomt. Davon profitieren nicht nur die Großen wie Debis Systemhaus oder CSC Ploenzke, auch Nischenanbieter betätigen sich zunehmend erfolgreicher in diesem lukrativen Business. So auch die Brain-Force-Software-Gruppe. Bereits 1983 von Ex-IBM-Mitarbeiter Helmut Fleischmann - ursprünglich als EDV-Beratung Helmut Fleischmann firmierend - in München gegründet, scheint der Professional-Services-Spezialist jetzt richtig Fahrt aufzunehmen. Immerhin konnte der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund 30 Prozent auf 37,5 Millionen Mark gesteigert werden. Die deutschen Aktivitäten verzeichneten dabei mit einem Zuwachs von knapp 39 Prozent auf 18,8 Millionen Mark nicht nur die stärkste Wachstumsrate, sondern steuerten erstmals auch den größten Umsatzanteil bei - dicht gefolgt vom Stammgeschäft der österreichischen Mutter, das umgerechnet etwa 17,7 Millionen Mark brachte.

Zum Kerngeschäft des Unternehmens zählen Professional Services - sprich: das Bereitstellen und Managen von IT-Services und Fachpersonal sowie Methoden und Werkzeugen. Hier verzeichnete man 1997 einen Umsatz von 32,5 Millionen Mark.

Für Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer Helmut Fleischmann ist dies vor allem das Verdienst ihres Konzeptes namens Ressource Portfolio Management (RPM), mit dem man "voll im Trend" liege. Zum einen begegne man damit erfolgreich dem allseits bekannten Mangel an qualifiziertem IT-Personal, der sich auch in den nächsten Jahren kaum abschwächen werde. Zum anderen unterstütze man die Unternehmen dabei, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, ohne daß sie ihr IT-Segment auslagern und dadurch den Verlust von IT-Kompetenz befürchten müßten. Was aber nicht heißt, daß die Brain-Force-Kunden wie beim klassischen Outsourcing ihr "IT-Schicksal" in fremde Hände legen. Unternehmen, die das RPM-Konzept anwenden, behalten in der Regel eine IT-Kernmannschaft zur, wie es heißt, Administration ihrer "internen und externen Ressourcen".

Brain Force hat dazu sogenannte Basisgruppen gegründet, mit denen man der laut Fleischmann wachsenden Nachfrage nach RPM Rechnung trägt. Die "IT Service Groups" kümmern sich um die vorhandenen DV-Systeme und Applikationen. Die "New Technology Groups" planen, entwickeln und realisieren neue Systeme nach den spezifischen Anforderungen der Kunden. Die "Strategy Groups" wiederum unterstützen DV-Leiter und regionale DV-Manager im Auftrag der Geschäftsleitung bei der Ausrichtung der IT-Unternehmensstrategie. 229 von insgesamt 258 Mitarbeitern beschäftigte Brain Force Software eigenen Angaben zufolge Ende vergangenen Jahres im Professional-Service-Bereich.

Als Türöffner für diese Kernaktivitäten fungiert seit 1995 zunehmend der zweite Geschäftsbereich "Distribution". 1997 steuerte dieser bereits rund fünf Millionen Mark zum Gesamtumsatz bei, wobei der Löwenanteil mit 60 Prozent ebenfalls auf Deutschland entfiel. Vermarktet wird hier vorwiegend Client-Server-Software von US-Herstellern - etwa Axent Technologies, Process Software und SQL Software. Für das kommende Jahr plant An- dreas Oswald, Geschäftsführer der Schweizer Dependance und innerhalb der Gruppe für das Di- stributionsgeschäft in Europa zuständig, eine Umsatzverdoppelung auf zehn Millionen Mark.

Doch Brain-Force-Chef Fleischmann möchte nicht nur in diesem für sein Unternehmen noch jungen Marktsegment zulegen. Insgesamt peilt er im Geschäftsjahr 1998 eine Umsatzsteigerung auf rund 51 Millionen Mark an, der Gewinn vor Steuern soll sich nach zwei Millionen Mark (1997) auf rund vier Millionen Mark erhöhen. Für die Jahrtausendwende hat Fleischmann den Sprung über die 100-Millionen-Mark-Umsatzgrenze fest eingeplant.

Ausbau der Standorte in Europa geplant

Vorangetrieben werden soll zudem der Ausbau der Standortein Europa. Nach der sich noch im Aufbau befindenden Ländergesellschaft in der Schweiz, die 1996 im Rahmen der Übernahme der Raxco Software AG gegründet wurde, sowie Aktivitäten in den Benelux-Ländern steht heuer die Gründung von Niederlassungen in Italien und Spanien an, Anfang 1999 will man in Ungarn Fuß fassen. Für das Jahr 2000 hat man sich zudem den Markteintritt in Großbritannien vorgenommen. Nicht nur, aber vor allem dort könne man, so Fleischmann, die eigene Etablierung im Markt nur mit Hilfe von Akquisitionen realisieren, da hier viele der konkurrierenden US-Anbieter selbst mit Niederlassungen präsent seien.

Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.