Ex und hopp oder lebenslang lernen

23.08.1991

"Die Revolution frißt ihre Kinder." Dieser Satz, noch im 18. Jahrhundert auf die guillotinierte Avantgarde der französischen Revolution von 1789 gemünzt, klingt dem Betrachter vollautomatisierter Rechenzentren des Jahres 1991 im Ohr. Rationalisieren nicht auch die Rationalisierer der zweiten Generation jetzt die der ersten weg?

Bis zu einem gewissen Grade ja. Wer nur scheibchenweise arbeitete oder plante, das Ganze aber nicht im Auge hatte, dürfte ohnehin längst von der Entwicklung zu immer höherer Integration einerseits und Komplexität andererseits überholt worden sein. Sei es, daß er als lebender Roboter gerade noch geduldet ist, sei es, daß er als Verkäufer der vollautomatisierten RZ-Leistung die Klinken der Fachabteilungen putzt (siehe nebenstehendes Interview).

Aber so schlecht wäre gerade dieser Job eigentlich nicht. Jedenfalls läge der gelernte Operator damit langfristig goldrichtig, will sagen: die Halbwertzeit des "Spezialwissens" eines Operators ist rapide im Sinken begriffen. Umschulung und "Learning by doing" ist angesagt, auch wenn die Karriereplanung einst den Umgang mit dem User nicht vorgesehen hatte. Im Ergebnis könnte dabei ein Generalist herauskommen, mit wechselndem Spezialistenwissen, jemand, der en passant gelernt hat, über den RZ-Tellerrand weit hinaus ins gesamte Unternehmen zu blicken, jemand, der Zusammenhänge versteht und vermittelt, Schnittstelle ist und schließlich selbst zum Strategen wird. Die werden mehr denn je im täglichen Wettbewerb by Informations Management gebraucht.

Ob über die intelligente Architektur eines Gebäudes (Seite 39), - ob über intelligente RZ-Tools (Seite 32),

- ob über den Einstieg in die offenen Geheimnisse der PC- Vernetzung und ihre gewaltigen Chancen (und Risiken),

- ob über das Thema Effizienz des Rechenzentrums (Seite 30) ständig ergeben sich für den Strategen Ansatzpunkte, über den Tag hinaus zu denken, zum Nutzen des Unternehmens und natürlich auch zum eigenen Vorteil. Und sei es nur, daß er sich als erster (oder zweiter) darüber klar geworden ist, daß Outsourcing eine Alternative ist. Wer dann die User-Interessen am besten kennt, dürfte keine Probleme haben vom Outsourcer als kompetenter Gesprächspartner anerkannt zu werden.