Boundless Technologies soll Network Computer an NCR liefern

Ex-Terminalhersteller hängt am Tropf von NCR, DEC und IBM

10.10.1997

Den sogenannten Thin Clients legt Boundless die System-Management-Software "Viewpoint Administrator" bei. NCR wird diese unter der Bezeichnung "NCR Administrator" vertreiben.

Boundless bietet in seiner Viewpoint-TC-Produktfamilie drei Modellinien an: "Modell 100" ist ein aufrüstfähiges Textterminal, beim "Modell 200" handelt es sich um ein Windows-Terminal. Erst noch eingeführt wird das Internet/Java-Terminal "Modell 300".

Boundless hat bislang schon speziell konfigurierte Textterminals an NCR geliefert. 1994 hatte Boundless, seinerzeit noch als Sunriver Data Systems Inc. firmierend, von NCR die ADDS-Terminal-Division gekauft.

Boundless versucht, sein Image als bloßer Terminalhersteller abzuschütteln und sich den Anstrich eines Avantgarde-Unternehmens zu geben, das neueste Technologie an den Mann bringen will. Hierzu hat man unter anderem im Mai 1997 den Namen geändert.

Allerdings ist die Zukunft von Boundless noch offen, wie der britische Informationsdienst "Computergram" schreibt. Gerald Combs ist der dritte Chief Executive Officer (CEO) innerhalb eines knappen Jahres. Im November 1996 wurde Gerald Youngblood durch Leonard Mackenzie ersetzt, der ein knallhartes Sparprogramm sowie eine drastische Neuausrichtung des Unternehmens initiierte.

Gewinn, aber weniger Umsatz

Combs, der Mackenzie im Mai 1997 als Spitzenmann bei Boundless ablöste, setzte das Revirement fort. Boundless konnte das erste Geschäftshalbjahr 1997 zwar mit schwarzen Zahlen abschließen, der Gewinn betrug eine Million Dollar gegenüber 503000 Dollar Verlust im gleichen Zeitraum 1996. Der Umsatz ging allerdings um 30 Prozent auf 23,2 Millionen Dollar zurück.

Hauptursache hierfür ist der Zusammenbruch des Textterminal-Marktes, der 1996 noch 80 Prozent zum Umsatz von Boundless beigetragen hatte, wie Finanzoberhaupt Joe Gardner sagte. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung fuhr Boundless im zweiten Quartal um 34 Prozent zurück. Außerdem drücken das Unternehmen Verbindlichkeiten von 43 Millionen Dollar.

Partner könnten aus den Verträgen raus

Problematisch für Boundless ist vor allem, daß das Wohl und Wehe der Firma überwiegend von drei OEM-Partnern abhängt: Neben NCR sind dies die Digital Equipment Corp. (DEC) und die IBM. DEC und NCR trugen zu 16 beziehungsweise 14 Prozent zum Gesamtumsatz von Boundless bei. Beide sind zwar vertraglich verpflichtet, bis etwa Ende 1999 Systeme von Boundless abzunehmen. Sie können die Verträge unter gewissen Umständen jedoch kündigen, ohne hierfür finanzielle Kompensationen leisten zu müssen.

Noch prekärer ist die Situation mit Partner Big Blue: Im jüngsten Quartal machten die Verkäufe von Textterminals an IBM 17 Prozent des Boundless-Umsatzes aus. Das Geschäft mit diesen Geräten neigt sich aber dem Ende entgegen. Bezüglich NCs jedoch unterhält die IBM mit Boundless-Konkurrent Network Computing Devices (NCD) eine Kooperation. Derzufolge stellt NCD Systeme für Big Blue her.