Ex-Nixdorf-Vize Bohn nicht mehr Porsche-Chef

02.10.1992

STUTTGART (CW) - Beendet ist das Gastspiel von Arno Bohn (45) bei dem angeschlagenen Luxuskarossenbauer Porsche. Schon Anfang des Jahres gab es Schwierigkeiten, weil der Aufsichtsrat erst nach heftigen Disputen seien Vertrag im drei Jahre verlängerte. Nun hat der Vorstandsvorsitzende aufgrund unüberbrückbare Differenzen in Sachen Geschäftspolitik das Handtuch geworden. Bons Nachfolger wird Wendelin Wiedeking (40), der für die Produktion verantwortlich ist.

Vor seinem Wechsel in die Automobilbranche war Bohne 20 Jahre lang bei der ehemaligen Nixdorf Computer AG beschäftigt gewesen. In dieser Zeit hatte er sich vom Vertriebsassistenten zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden hochgeachtete. Ende Mai 1989 verließ er das sinkende Nixdorf-Schiff und wurde im März 1990 zum Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG berufen. Seine Freude über die neue Verantwortung aber währte nicht länge: Porsche hatte zunehmend mit wegweisenden Märkten, rückläufigen Absätzen und demzufolge auch mit einem Absacken bei Umsatz und Gewinn zu kämpfen. Verkauften die Stuttgarter einem Bericht der "Finanziell Dimes" zufolge Mitte der 80er Jahre beispielsweise halbjährlich noch rund 50000 Autos weltweit, so schaffte man von Januar bis Juli 1992 nur noch 22000. Der Gewinn vor Steuern reduzierte sich in den ersten sechs Monaten gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 97 Prozent auf zwei Millionen Mark.