Everest wird zum "SCO Open Server, Release 5" SCOs neuer Hoffnungstraeger im PC-Unix-Markt ist fertig

27.04.1995

MUENCHEN (gfh) - Mit einer neuen Version ihres PC-Unix- Betriebssystems will die Santa Cruz Operation Inc. (SCO) ihre Marktfuehrerschaft sichern. Vor allem soll das unter der Codebe- zeichung "Everest" entwickelte Produkt den haeufig geaeusserten Vedacht aus der Welt schaffen, die Company sei technisch nicht mehr auf der Hoehe der Zeit.

Die trotz unangefochtener Marktfuehrerschaft angeschlagene Reputation von SCO hat historische Gruende. So hatte das Unternehmen 1991 auf dem Hoehepunkt der Unix-Auseinandersetzungen mit den Plattformen des ACE-Konsortiums (Mips-RISC-Chip und OSF/1- Unix) auf das falsche Pferd gesetzt.

Ausserdem ist es SCO bis heute nicht gelungen, vom Betriebssystem- Kernel der Version 3.2 loszukommen, waehrend sich der Rest der Industrie seit Jahren zumindest verbal zur moderneren 4.0-Variante bekennt. Die Folgen: 1994 meldete das Unternehmen einen Marktanteil von 62 Prozent bei Unix-Servern auf Intel-Basis, waehrend im Jahr zuvor noch von 75 Prozent die Rede war.

Dass mit dem Freigabedatum am 9. Mai - ein Quartal frueher als angekuendigt - bessere Zeiten anbrechen sollen, signalisiert das Unternehmen auch dadurch, dass das neue Produkt nicht mehr SCO- Unix, sondern "SCO Open Server, Release 5" heisst. Ausserdem hat sich mit der unter der Bezeichnung Spec 1170 bekannt gewordenen Unix-Standardisierung das Kernel-Problem erledigt.

Dynamischer Kernel von Unix V.4 uebernommen

SCO wird eigenen Aussagen zufolge zu den Unternehmen gehoeren, die noch in diesem Sommer das 1170-Guetesiegel des X/Open-Konsortiums erhalten.

Fuer die Anwender wichtiger sind jedoch die Features des neuen SCO Open Servers: Von Unix V.4 ist der dynamische Kernel uebernommen worden, der Speicherplatz spart, indem zusaetzliche Ressourcen erst bei Bedarf geladen werden. Standardmaessig eingebaut ist jetzt auch die Faehigkeit, auf Mehrprozessor-PCs zu laufen. Neu ist zudem das File-System, das bei Systemabstuerzen kurze Wiederanlaufzeiten garantieren soll.

Zu den Produkteigenschaften, die vor allem Systemadministratoren schaetzen duerften, gehoeren die grafischen Verwaltungswerkzeuge und die Moeglichkeit der Software-Installation und -verwaltung via Netz. Hierfuer werden objektorientierte Techniken eingesetzt, die dem offenen Corba-Standard entsprechen sollen, sobald dieser endgueltig festgelegt ist.

Um mit dem Hauptkonkurrenten Windows NT mithalten zu koennen, haben die SCO-Manager auch ueber die Preisgestaltung nachgedacht. So wurden die Host- und Enterprise-Versionen des Betriebssystems billiger, weil auf die fuer deren Einsatz haeufig unnoetige DOS- und Windows-Emulation verzichtet wurde. Ausserdem wurde die Stueckelung veraendert, so dass jetzt Mehrplatzlizenzen ab fuenf Benutzer zu haben sind und die Preise sich im Fuenferschritt erhoehen. Diese Flexibilitaet sei fuer den Kunden insgesamt guenstiger, versichert das Unternehmen. Preise werden derzeit jedoch noch nicht genannt.