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Europas Telekomkonzerne verdienen prächtig

28.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Europas Telekomkonzerne haben zur alten Ertragsstärke zurückgefunden: Im abgelaufenen Quartal verbuchten die in ihren Heimatländern jeweils führenden Anbieter France Telecom, Telefonica und BT Group kräftige Zugewinne. Die Unternehmen profitierten dabei vor allem vom Mobilfunk und von der raschen Ausbreitung der schnellen DSL-Internetverbindungen. Analysten erwarten nun auch bei der Deutschen Telekom ein kräftiges Gewinnplus.

Kräftig zulegen konnte vor allem Frankreichs Marktführer France Telecom. Das Pariser Unternehmen konnte seinen Überschuss gegenüber dem Vorjahr auf 3,4 Milliarden Euro mehr als verdreifachen. Der Umsatz wuchs von 22,7 auf 23,7 Milliarden Euro und der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 8,8 auf 9,3 Milliarden Euro. Die Zuwächse erklärte der Konzern mit dem Wachstum der Geschäftsfelder Mobilfunk und Breitband, während im französischen Festnetzbereich die Umsätze rückläufig waren. Mit dem Ergebnis erfüllte das Pariser Unternehmen die Erwartungen der Analysten.

Von dem Gewinnsprung verspricht sich Vorstandschef Didier Lombard Rückenwind für seinen Expansionskurs, mit dem sich France Telecom unter den führenden Telekomanbietern Europas behaupten will. Die guten Quartalsergebnisse unterstützten die Ambitionen von France Telecom, sagte Lombard. Am Mittwoch hatte das Unternehmen die Übernahme des drittgrößten spanischen Mobilfunkanbieters Amena für 6,4 Milliarden Euro bekannt gegeben. Mit dem Zukauf steigt das Unternehmen zum zweitgrößten Telekomanbieter Spaniens nach Telefonica auf.

Telefonica profitierte im zweiten Quartal von seinen Zukäufen in Lateinamerika und steigerte seinen Überschuss auf 1,84 (Vorjahr: 1,46) Milliarden Euro und den Umsatz auf 17,36 (14,47) Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Abschreibungen (OIBDA) wuchs von 5,74 auf 6,62 Milliarden Euro. Telefonica begründete das Wachstum mit der guten Entwicklung in Spanien und Lateinamerika. Der Konzern hatte seine Mobilfunksparte durch den Erwerb der südamerikanischen Aktivitäten von Bellsouth gestärkt. Aber auch in Europa blieben die Spanier nicht untätig: Kürzlich erwarb Telefonica für 2,75 Milliarden Euro die tschechische Telekomgesellschaft Cesky Telecom.

Möglich wurden die Übernahmen von France Telecom und Telefonica durch den konsequenten Abbau der drückenden Verschuldung, die die Unternehmen durch milliardenteure Zukäufe vor dem Jahr 2001 aufgehäuft hatten. Nach Ansicht von Experten steht Europas Telekomsektor vor einer Konsolidierungswelle, aus der vier bis fünf Großkonzerne hervorgehen werden.

Glänzen konnte auch der britische Festnetzanbieter BT Group, der in den Monaten April bis Juni ein Umsatzplus von fünf Prozent auf 4,78 Milliarden britische Pfund verzeichnete. Der Geschäftsbereich New Wave (IT-Dienste, Breitband) verbesserte seinen Umsatz sogar um 48 Prozent auf 1,39 Milliarden Pfund. Mit den neuen Diensten wollen die Briten die Rückgänge in ihrem Kerngeschäft Festnetz ausgleichen. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) und Sonderposten wuchs um fünf Prozent auf 1,36 Milliarden Pfund und der Gewinn je Aktie um 26 Prozent auf 4,4 Pence.

Von der positiven Entwicklung der europäischen Telekombranche wird nach Einschätzung von Analysten auch die Deutsche Telekom profitieren. Die Bonner wollen am 11. August ihre Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. "Ich erwarte, dass die Telekom im zweiten Quartal eine gute Performance hingelegt hat", sagte Thomas Friedrich, Telekom-Analyst bei der HVB.

Die Titel der europäischen Telekomkonzerne verbuchten zuletzt zum Teil deutliche Zugewinne. Die Telekom-Aktie gewann 0,18 Prozent auf 16,37 Euro. (dpa/tc)