Qimonda-Insolvenz

Europas "Silicon Valley" bedroht

26.01.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Letzter großer Halbleiter-Standort

Inzwischen zählt die Branche in und um Dresden rund 1200 Firmen mit etwa 44.000 Mitarbeitern - gut 70 Prozent der Beschäftigten der deutschen Halbleiterindustrie. Allein im vergangenen Jahr wurde Gutachten zufolge jeder zweite europäische Chip in Dresden produziert. Die Stadt gilt als letzter großer Halbleiterstandort, als das "Silicon Valley" in Europa.

300-Millimeter-Wafer bei Qimonda in Dresden
300-Millimeter-Wafer bei Qimonda in Dresden
Foto: Qimonda

Der Vize-Chef des Dresdner Ifo-Instituts, Joachim Ragnitz, fürchtet nun, dass durch die Qimonda-Pleite wichtige Forschungs- und Entwicklungskapazitäten wegbrechen. Das könne die Chip-Produktion in Europa infrage stellen. Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Ulrich Blum, wirft der EU vor, das Unternehmen nicht genügend geschützt zu haben. Viele asiatische Hersteller bekämen bis zu 70 Prozent ihres Kapitals als Staatshilfe. Wegen europäischer Richtlinien seien bei Qimonda nur rund 30 Prozent möglich gewesen.

Lawine befürchtet

"Bei Qimonda muss es schnell zu einer Lösung kommen", drängt Torsten Thieme vom Vorstand des Dresdner Halbleiternetzwerks "Silicon Saxony". In dieser Branche werde der technologische Vorsprung in Monaten oder gar nur Wochen gemessen. Die Pleite des Unternehmens könnte eine Lawine auslösen. Im "Silicon-Saxony"-Verbund sind rund 270 Betriebe mit rund 35.000 Beschäftigten zusammengeschlossen. Wie es bei Qimonda weitergeht, darüber will an diesem Dienstag der Insolvenzverwalter Michael Jaffé die Belegschaft informieren. Innerhalb der kommenden drei Monate muss er ein Konzept für die Restrukturierung des Unternehmens vorlegen. (dpa/tc)