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Bartz will nicht verkaufen

Europageschäft stürzt Yahoo! in die roten Zahlen

28.01.2009
Der kriselnde Internet-Konzern Yahoo! ist zum Jahresende 2008 durch seinen Jobabbau und das schwache Europageschäft in die Verlustzone gestürzt.

Die erst seit zwei Wochen amtierende Yahoo!-Chefin Carol Bartz erteilte Spekulationen über einen Verkauf des Konzerns etwa an Microsoft eine Absage: "Ich bin nicht angetreten, um das Unternehmen zu verkaufen", sagte Bartz am Dienstagabend.

Unter dem Strich stand im Schlussquartal ein Minus von 303 Millionen Dollar nach einem Plus von 206 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz gab angesichts des schwachen Werbemarkts um etwas mehr als ein Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar (umgerechnet 1,4 Milliarden Euro) nach, wie Yahoo! am Sitz im kalifornischen Sunnyvale mitteilte.

Schuld am schlechten Abschneiden war der Umsatz in Europa, der um zehn Prozent einbrach. Das US-Geschäft wuchs dagegen um zwei Prozent. Wegen der Probleme in Europa musste Yahoo! auf den gesunkenen Wert des Geschäfts dort 488 Millionen Dollar abschreiben. Der Konzernumbau kostete zudem im Schlussquartal mehr als 100 Millionen Dollar.

Mit seinem um die Sondereffekte bereinigten Gewinn von 238 Millionen Dollar übertraf Yahoo! die Markterwartungen. Die Aktie lag nachbörslich mit rund fünf Prozent im Plus bei 11,90 Dollar. Seit einer ersten Übernahmeofferte von Microsoft vor knapp einem Jahr büßte Yahoo! allerdings rund 60 Prozent seines Börsenwerts ein.

Yahoo! habe einige Arbeit vor sich, räumte Bartz ein. "Wir müssen unsere Strategie klar machen." Den von Microsoft inzwischen mehrmals angebotenen Teilverkauf nur des Suchmaschinengeschäfts schloss die 60-Jährige zwar nicht aus. Sie sagte aber: "Die Internet-Suche ist ein sehr wertvoller Teil unseres Geschäfts." Allerdings hatte sich Bartz kurz nach ihrem Amtsantritt bereits mit Microsoft-Chef Steve Ballmer getroffen.

Microsoft war im vergangenen Jahr mit einer Komplettübernahme von Yahoo! für mehr als 45 Milliarden Dollar am damaligen Yahoo!-Chef und Mitgründer Jerry Yang gescheitert. Nach massiver Kritik großer Yahoo!-Aktionäre trat Yang zurück und ist nun wieder eine Art Chefberater.

Der Konzern baute gerade weltweit mehr als zehn Prozent seiner Stellen ab und beschäftigte zum Jahreswechsel 13.600 Mitarbeiter. Die neue Chefin fror umgehend die Gehälter ein. Yahoo! verlor zuletzt gegenüber dem klaren Branchenführer Google im Suchanzeigen-Geschäft weiter an Boden. Microsoft rangiert abgeschlagen auf Platz drei.

Beim Konkurrenten Google läuft das Geschäft trotz Wirtschaftskrise bisher grundsätzlich weiter rund. Der Gewinn brach allerdings zuletzt wegen Einmalbelastungen ein. Microsoft streicht derzeit erstmals weltweit bis zu 5000 Jobs - fünf Prozent aller Stellen im Konzern.

Für das laufende Quartal rechnet Yahoo! mit einem Umsatz zwischen 1,53 und 1,73 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn soll zwischen 75 und 85 Millionen Dollar liegen.

Der für Experten interessante Nettoumsatz ohne Partner-Erlöse fiel im Schlussquartal 2008 um zwei Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr 2008 brach der Yahoo!-Gewinn um mehr als ein Drittel auf 424 Millionen Dollar ein. Der Umsatz wuchs um drei Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar. (dpa/tc)