Europäischer Lebenslauf: Die internationale Jobsuche erleichtern

25.02.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Ausbildungsabschlüsse und Qualifikationen lassen sich innerhalb Europas kaum vergleichen. Eine europäische Expertenkommission möchte mehr Transparenz in dieses Dickicht bringen. Der erarbeitete Musterlebenslauf bietet Bewerbern eine gute Alternative zu Altbekanntem.

Noch zieht es erst wenige Europäer beruflich in ein anderes Land. Viele zögern vermutlich auch, weil sich ihre Ausbildung und ihre Qualifikationen nur schwer in die jeweilige Sprache übersetzen und erklären lassen. Der europäische Musterlebenslauf ist eines der Verhandlungsergebnisse, mit denen die Kommission mehr Transparenz in die unterschiedlichen beruflichen Qualifikation bringen möchte.

Ein standardisierter EU-Lebenslauf? Das hört sich zunächst befremdlich an. Brauchen wir wirklich eine weitere Norm? Doch selbst Kritiker sollten sich den Vorschlag genauer ansehen. Der Aufbau, ausgehend von der aktuellen Situation, orientiert sich an anglo-amerikanischen Vorbildern des Curriculum Vitae (CV) und listet in chronologischer Reihe anschließend die früheren Arbeitsstellen auf. Die absolvierte Schul- und Berufsausbildung folgt dem gleichen Schema. Auch hier sollten Bewerber mit dem zuletzt erworbenen Abschluss beginnen.

Noch eine weitere Neuerung setzt andere Akzente als das hierzulande gebräuchliche Format. Das Muster für den EU-Lebenslauf enthält die Rubrik "Persönliche Fähigkeiten und Kompetenzen". Dazu Viviane Reding, EU-Kommissarin für die Bereiche Bildung und Kultur: "In der Vorlage wird großer Wert auf die Darstellung des ganzen Menschen gelegt." Soziale Fähigkeiten und Kompetenzen spielen im Bewerbungsmarathon eine große Rolle. In Stellenanzeigen betonen Unternehmen oft ausdrücklich die Soft Skills. Bewerber stehen dann vor der schwierigen Frage, ob und wie sie diese Talente im Lebenslauf erwähnen sollen. Welche Schwerpunkte sie dabei setzen, hängt sicherlich vom Jobangebot und den persönlichen Qualifikationen ab. Als mögliche Alternativen stehen die Bausteine "Sprachkenntnisse, soziale, organisatorische, technische und künstlerische Fähigkeiten und Kompetenzen zur Auswahl.

Das standardisierte Format findet erst langsam den Weg in die Bewerbungsmappen und Personalabteilungen. Einige Personalchefs schätzen jedoch schon heute das neue Profil. "Der EU-Lebenslauf deckt genau die Punkte ab, die uns interessieren", freut sich Marcus Fischer, der bei Audi in Ingolstadt den Bereich Neue Medien im Personal-Marketing zuständig ist. "Wir können den Bewerber schneller einordnen und besser bewerten", lobt Fischer die EU-Initiative. Auch Hans-Christoph Kürn, Personal-Manager bei der Siemens AG und für das Recruiting verantwortlich, weiß den europäischen Lebenslauf zu schätzen. "Die übersichtliche Gliederung erleichtert uns die Arbeit. Besonders die ausführliche Darstellung der Soft Skills halte ich für gelungen".

Unter http://cedefop.eu.int/transparency/cv.asp können sich Bewerber das Formular in unterschiedlichen Sprachen ansehen und auf ihren Rechner laden und die entsprechenden Bausteine für ein Bewerbungsschreiben auswählen.