Europäischer Arbeitsmarkt: Deutschland lässt Profis kalt

17.10.2007
Wenige Fach- und Führungskräfte wollen hierherkommen. Dafür möchten viele Deutsche weg.

Die Diskussion um den Fachkräftemangel ist wieder entbrannt. Unternehmen fordern, die Einkommensgrenzen für ausländische Fachkräfte zu senken. Doch auch die deutsche Wirtschaft muss ihre Hausaufgaben machen, will sie auf dem internationalen Markt Nachwuchs in größerem Stil rekrutieren.

Bislang lockt Deutschland wenige Fach- und Führungskräfte als Arbeitsort, wie eine Studie der Online-Stellenbörse Stepstone und der Intelligence Group beweist. Demnach können sich nur 14 Prozent der in neun europäischen Ländern befragten 21 000 Fach- und Führungskräfte vorstellen, hierzulande zu arbeiten. Überwiegend handelt es sich dabei um Männer zwischen 25 und 34 Jahren aus den Niederlanden, Dänemark und Schweden.

Auf der Liste der begehrtesten Länder liegt Deutschland auf Platz 15, weit entfernt vom Spitzentrio Großbritannien (35 Prozent), Frankreich (30 Prozent) und Spanien (29 Prozent). Dazu Stepstone-Sprecher Sascha Theisen: "Der Wettbewerb um Talente ist nicht nur ein nationaler Konkurrenzkampf, sondern vor allem ein internationaler. Das erkennen deutsche Unternehmen offensichtlich nicht hinreichend."

Umgekehrt geben sich die befragten deutschen Fachkräfte flexibler als der Durchschnitt: 71 Prozent sind an einer beruflichen Auslandserfahrung interessiert, im europäischen Schnitt sind es 62 Prozent.

Karriere-Sites oft nur in lokaler Sprache

Die meisten der Wechselwilligen suchen auf den Web-Seiten der Firmen nicht nur nach offenen Stelle, sondern auch nach Informationen über das tägliche Leben im Land ihrer Wahl. "Entsprechend sind im Karrierebereich einer Unternehmens-Website Informationen in englischer Sprache zu Immobilien, dem Gesundheitswesen, Unterhaltung, dem Wetter oder zur Sicherheit gefragt", sagt Theisen.

Die Stepstone-Studie hat 80 Websites der besten zehn Arbeitgeber in acht EU-Ländern untersucht und kam zu einem ernüchternden Ergebnis: 41 Web-Seiten wurden nur in der lokalen Sprache präsentiert, elf zwar auf Englisch, aber mit einem Karrierebereich nur in der lokalen Sprache. Weitere 27 Websites verfügten zwar über einen englischen Karrierebereich, aber ohne Informationen zu außerberuflichen Bereichen. Lediglich Microsoft Dänemark bot auf seiner Website einen englischen Karriere-Bereich mit zusätzlichen Informationen. (am)