Top-100 von Truffle

Europäische Softwarebranche trotzt der Krise

02.11.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Trotz der weltweiten Finanzkrise konnten die 100 größten Softwarehersteller Europas im vergangenen Jahr ihre Umsätze steigern. Das ergab das jüngste Ranking "Truffle 100 Europe".
Die europäische Softwareindustrie beweist auch in der Krise Standfestigkeit.
Die europäische Softwareindustrie beweist auch in der Krise Standfestigkeit.

Die europäische Softwareindustrie hat das Krisenjahr 2009 gut überstanden, so das Ergebnis des jüngsten Rankings "Truffle 100 Europe". Demnach legte der Softwareumsatz der 100 größten europäischen Hersteller von rund 25 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 27,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zu. Das bedeutete ein durchschnittliches Wachstum von 8,4 Prozent. Ein Jahr zuvor mussten sich die Anbieter mit drei Prozent Wachstum zufriedengeben. Die Profite legten im Jahresvergleich leicht von 3,6 auf 3,7 Milliarden Euro zu.

"Die neueste Ausgabe des Truffle 100 Europe unterstreicht, wie dynamisch sich die europäische Softwarebranche in wirtschaftlich schwierigen Zeiten behauptet", interpretierte Bernard-Louis Roques, General Partner und Mitbegründer von Truffle Capital, das aktuelle Ergebnis. Trotz Wirtschaftskrise hätten die Softwareanbieter ihre strategische Bedeutung bewiesen und eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt.

Das spiegelt sich nach Meinung der Studienbetreiber auch in den steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung wider. Insgesamt investierten die 100 führenden Softwarehersteller Europas 2009 über 3,8 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung ihrer Technik. Das sind 5,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ein Jahr zuvor war dieser Posten noch um drei Prozent geschrumpft. Die Zahl der Beschäftigten in den Forschungslabors legte 2009 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf fast 54.200 zu. Damit arbeitet im Durchschnitt mehr als ein Viertel der gesamten Belegschaft in der Entwicklung.

"Dass die europäische Softwarebranche mitten in der Wirtschaftskrise ihre F&E-Investitionen steigern und mehr als vier Prozent neue Jobs schaffen konnte, ist eine phänomenale Leistung" klopft sich Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG, selbst auf die Schulter. Allerdings müsste sich diese Dynamik im Bereich der hochqualifizierten Stellen unter den FH- und Universitätsabsolventen stärker herumsprechen. "Die Softwarebranche muss für unsere innovationsfreudigsten Hochschulabsolventen zur attraktivsten Adresse werden", fordert der Manager.

Auch Truffle-Capital-Chef Roques betont die Bedeutung der Softwarebranche als zentralen Wirtschaftszweig mit großer Bedeutung für den Stellenmarkt und das Bruttoinlandsprodukt in Europa. Damit dies so bleibe und auch in Zukunft weitere Stellen geschaffen werden können, müssten die europäischen Regierungen die Branche noch entschiedener unterstützen, mahnt der Manager: "Die volkswirtschaftliche Zukunft, das Wirtschaftswachstum und die technologische Unabhängigkeit Europas hängen in hohem Maße von einer gesunden Softwarebranche ab." Zu den Forderungen der Hersteller zählen steuerliche Anreize für mehr Entwicklungsausgaben, mehr Fördermittel für die Forschung sowie ein besserer gesetzlicher Schutz kleiner und mittelgroßer Firmen und ein stärkerer Einsatz von Wagniskapital.

Zahlen aus den Truffle 100

  • 40 Prozent des gesamten europäischen Softwareumsatzes gehen auf das Konto der SAP.

  • Neben den Einnahmen aus den Softwaregeschäften (27,1 Milliarden Euro) verbuchten die Truffle-100-Unternehmen noch weitere Umsätze und kamen so auf einen Gesamtumsatz von 37,2 Milliarden Euro.

  • Die drei größten Softwarehersteller der Alten Welt SAP, Sage und Dassault Systèmes erzielten die Hälfte der europäischen Softwareeinnahmen.

  • 47 Anbieter aus der Truffle 100 kamen 2009 auf einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro. 72 Hersteller verdienten über 50 Millionen Euro.

  • Für eine Platzierung im Truffle-Ranking für das vergangene Jahr war ein Umsatz von mindestens 27,5 Millionen Euro notwendig (Platz 100: Firma Esker aus Frankreich).

  • Insgesamt beschäftigten die Truffle-100-Firmen im vergangenen Jahr fast 212.000 Mitarbeiter. Das sind 13,7 Prozent mehr als 2008.