Unstimmmigkeiten zwischen EG-Staaten blockieren die Normierung:

Europäische PTTs beim ISDN-Netz im Verzug

14.04.1989

CAMBRIDGE (IDG)-Nicht gut bestellt ist es derzeit um die europäischen Bemühungen, ein EG-weites ISDN-Netzwerk bis 1992 auf die Beine zu stellen. Eine jüngst von der Analyses Ltd. veröffentlichte Studie macht für diese Misere vor allen Dingen Unstimmigkeiten hinsichtlich des einzusetzenden Equipments und der Dienste-Standards verantwortlich.

Der Report mit dem Titel "European Telecommunications 1: Standards and Open Network Provision - Keys to the Open Market" beschreibt, wie die zwölf Länder der Europäischen Gemeinschaft 1987 ihre Arbeit aufnahmen, um den Rahmen für ein kontinentweites Netzwerk mit allgemeinen Standards zu schaffen. Mittlerweile ziehen allerdings nur noch vier EG-Mitglieder, Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien und Großbritannien, an einem Strang - und zwar im Hinblick auf die Koordinierung internationaler Signale.

Dazu Tim Hills, Herausgeber von Multiclient-Studien bei Analysys: "Wenn ISDN ein Erfolg in Europa werden soll, dann muß dies auf internationaler Ebene geschehen."

Die vier genannten Staaten würden eher als andere Länder in der Lage sein, Dienste wie ISDN bereitzustellen. Zu den Gründen, warum Europa auf diesem Gebiet nur mühsam vorankommt, wird auch die Tatsache genannt, daß die jeweiligen nationalen Regierungen oft nur Mitglieder ihrer monopolistisch ausgerichteten Telekommunikations-Verwaltung dafür bestimmt haben, sich an de: Normierungsanstrengungen zu beteiligen.

Die PTTs verweigern - so Tom Hill - oft die Übernahme von Standards, die es privaten Kommunikations-oder Telecom-Unternehmen gestalten, konkurrenzfähig gegenüber den von Regierungsseite e angebotenen Services zu bleiben. Aus seiner Sicht wäre es sinnvoll, tonangebende Akzente von anderer Seite zu setzen.

Die Expertise von Analysys kommt daher zu dem Ergebnis, die EG solle ein unabhängiges europäisches Organ beziehungsweise eine Normierungsautorität berufen, um kommerzielle, technische und legale Grundlagen für europäische Telekommunikations-Dienste besser zu koordinieren. Bis dato wenden sich laut Hills Regierungen, Hersteller und Benutzer an den Europäischen Gerichtshof, wenn es darum geht, Telecom-Zwistigkeiten zu schlichten. Diese Anlaufstelle sei jedoch für derartige Fälle ungeeignet, fügte der Herausgeber der Analysys Ltd. hinzu.