Kundenbetreuung aber noch mangelhaft

Europäische Manager geben dem E-Commerce eine gute Zukunft

27.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Deutsche Unternehmen und ihre europäischen Nachbarn sind sich einig: Die Umsätze im elektronischen Handel werden in den nächsten Jahren langsam steigen, und die Old Economy schnappt sich dabei den Löwenanteil. Manche Manager sehen ihre Firma allerdings schon heute als Verlierer.

Das Geschäft über das Internet ist momentan nur ein vergleichsweise kleiner Posten in der Jahresbilanz. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine aktuelle Befragung von 250 großen und mittelständischen deutschen, französischen, britischen und niederländischen Firmen durch das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen CMG aus Eschborn. So gaben 66 Prozent aller deutschen Teilnehmer an, in diesem Jahr nicht mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes mit E-Commerce zu erzielen, während dies in den anderen Ländern nur 43 Prozent behaupteten. Rund 50 Prozent der hiesigen Unternehmen erwirtschaften nicht einmal zwei Prozent über diesen Vertriebsweg. Im Ausland sind es nur 40 Prozent.

Mehr Firmenumsätze im InternetDennoch, so CMG-Geschäftsführer Reinhold Friedrich, herrsche in den Führungsetagen Optimismus. So rechnen 17 Prozent der Vertreter aus dem europäischen Ausland damit, schon in den nächsten zwei Jahren 25 Prozent des eigenen Umsatzes per E-Commerce zu generieren. Hierzulande glauben dies jedoch nicht einmal fünf Prozent. Vielmehr nehmen 40 Prozent der deutschen Befragten an, dass erst in fünf Jahren die Marke erreicht wird. Als Einnahmequellen sehen dabei fast 90 Prozent von ihnen den B-to-C-Markt, also den Handel mit Endverbrauchern, und 50 Prozent das B-to-B-Geschäft mit Firmenkunden. In den anderen Ländern waren es 62 Prozent beziehungsweise 78 Prozent.

In einem insgesamt positiven Licht betrachten die Manager auch die bisher getroffenen organisatorischen Vorkehrungen für den elektronischen Handel. So meinten 70 Prozent aller Umfrageteilnehmer, dass ihr Unternehmen eine klare E-Commerce-Strategie besitze. Allerdings werten nur rund ein Drittel von ihnen ihre Geschäfte mit den Kunden näher aus. Und dies, obwohl 69 Prozent der deutschen Befragten (Rest: 67 Prozent) angaben, mit ihren E-Commerce-Aktivitäten auf den Wunsch ihrer Kunden reagiert zu haben. 70 Prozent (Rest: 76 Prozent) hoffen zudem, ihre Klientel erweitern zu können. Allerdings gaben hierzulande auch 74 Prozent der Firmenvertreter (Rest: 63 Prozent) an, in erster Linie mit der Konkurrenz mitziehen zu wollen. Vor den Internet-Startups haben allerdings nur die wenigsten Angst. Vielmehr gehen 69 Prozent der deutschen und 61 Prozent der übrigen Manager davon aus, dass die traditionellen Brick-and-Mortar-Unternehmen den Online-Handel dominieren werden. Der New Economy trauen lediglich elf beziehungsweise 18 Prozent zu, mittelfristig Erfolg zu haben.

Die Befragten sehen durchaus nicht nur die Vorteile des E-Commerce. So fürchten zehn Prozent der deutschen Führungskräfte die Gefahr, in der Zukunft hinter den Wettbewerb zurückzufallen. In den anderen Ländern glauben bereits heute fünf Prozent, die rote Laterne zu tragen. Auch beklagen im In- und Ausland etwa 37 Prozent der Befragten die mangelnde Firmenkultur für E-Commerce, 31 Prozent stöhnen über die zu hohen Investitionen, die abverlangt werden. Weitere 30 Prozent vermissen das nötige Fachwissen im Unternehmen.