Ausgaben der öffentlichen Hand sinken laut Forrester Research im nächsten Jahr

Europäische IT-Manager bleiben vorsichtig

11.06.2004
BARCELONA (wh) - Trotz der anziehenden Konjunktur werden Unternehmen in Westeuropa im laufenden Jahr lediglich 2,6 Prozent mehr für IT ausgeben. Das prognostiziert die Marktforschungs- und Beratungsfirma Forrester Research. Für 2005 ist kaum Besserung in Sicht. Die öffentliche Hand fährt die IT-Investitionen sogar zurück.

"Das Wachstum der IT-Budgets liegt nur knapp über der Inflationsrate", kommentierte Research Director David Metcalfe auf dem Gigaworld IT Forum in Barcelona. "Das wird auch im nächsten Jahr so bleiben." Nach einer Befragung von rund 500 IT-Managern rechnet Forrester für 2005 mit einer Steigerungsrate von 2,8 Prozent.

Mit dem wachsenden Bruttosozialprodukt in Westeuropa sei zwar eine Voraussetzung für mehr IT-Ausgaben gegeben, so der Analyst. Das alleine reiche jedoch nicht aus. Europäische Unternehmen hätten zuletzt zwar wieder mehr exportiert, in den vergangenen zweieinhalb Jahren aber dennoch ihre Investitionen stetig zurückgefahren. Metcalfe: "Das ist ein besorgniserregender Trend." Vielen Unternehmen fehle noch immer das Vertrauen in die künftige Geschäftsentwicklung. Dies gelte insbesondere für den deutschen Markt, so Metcalfe unter Verweis auf den Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts.

Für die öffentliche Hand prognostiziert Forrester im Jahr 2005 sogar einen Rückgang der IT-Ausgaben um 3,7 Prozent, nach einem Zuwachs von 6,3 Prozent im laufenden Jahr. Diese Prognose weicht deutlich von entsprechenden IDC-Zahlen ab, die bis 2008 permanent kräftiges Wachstum erwarten (siehe Seite 50). Forrester geht jedoch von einem Investitionsrückgang aus, weil der Druck auf die IT-Organisationen steige, ihre Betriebskosten zu senken und gleichzeitig die Prozessqualität zu erhöhen. Für mehr als 57 Prozent der Entscheider in der öffentlichen Verwaltung stehe Kostensenkung auf der Prioritätenliste ganz oben.

In den hohen operativen Kosten, sprich den Aufwendungen für den laufenden IT-Betrieb, sieht Forrester generell ein gravierendes Problem für IT-Verantwortliche. Gegenwärtig verschlinge dieser Kostenblock rund 80 Prozent der IT-Budgets in Europa. Erst wenn es gelinge, diese Ausgaben zu drücken, sei der Weg frei für neue Investitionen. Nach Ansicht Metcalfes haben etliche Unternehmen noch immer mit übertriebenen IT-Investitionen aus den Boomjahren zu kämpfen. So seien etwa hohe Summen in Hardware und Software für E-Commerce-Lösungen geflossen. Nun gelte es, die zum Teil bereits angeschafften Systeme besser auszulasten und Softwarelizenzverträge neu zu verhandeln.

Aus dem Bedürfnis, die Betriebskosten zu senken, erklärt sich für Metcalfe auch die zunehmende Nutzung von Open-Source-Software. Immer mehr Unternehmen betrachteten zudem Offshore-Outsourcing als weitere Möglichkeit, die Ausgaben in den Griff zu bekommen. Dieser Trend werde sich bis zum Jahr 2008 noch deutlich verstärken.

Mit einem deutlichen Anziehen der IT-Budgets sei vor diesem Hintergrund nicht vor dem Jahr 2006 zu rechnen, so der Analyst. Diese Prognose gelte auch für den US-amerikanischen Markt, wo die IT-Ausgaben im laufenden Jahr um drei Prozent zulegen würden.