Der amerikanische Vorsprung wird kleiner

Europäer stürmen die Hitlisten für Electronic Commerce

17.09.1999
MÜNCHEN (CW) - Die oft als technikfeindlich bezeichneten Europäer haben gute Chancen, die US-Unternehmen mit der Qualität ihres E-Commerce-Angebots zu überholen. Der Grund: Sie orientieren sich an den Kundenwünschen.

Glaubt man einer Untersuchung, die die London School of Economics and Political Science (LSE) im Auftrag von Novell organisierte, haben die Europäer bereits die Nase vorn. Deren weltweite Rangliste wird von der Deutschen Lufthansa, dem britischen Handelshaus Tesco Plc. und der British Telecom angeführt. Auf Platz fünf liegt British Airways; die Deutsche Bank und die Deutsche Telekom belegen die Ränge sieben und acht. Das bedeutet allerdings nicht, daß die US-Unternehmen abgeschlagen wären. Mit 17 E-Commerce-Auftritten bilden sie die bei weitem stärkste Gruppe unter den ersten 30 der Rangliste.

Für ihre Studie hat die LSE mehr als 100 E-Commerce-Angebote aus der Fortune-500-Liste der weltgrößten Unternehmen analysiert. Bewertet wurden Bedienungsfreundlichkeit, Zugang zu Produkt- und Firmeninformationen, die Möglichkeiten der Online-Bestellung und der Kundenservice.

Ähnliche Kriterien legten die Marktbeobachter von Forrester Research ihrer Untersuchung zugrunde, mit der sie die besten europäischen E-Commerce-Angebote ermitteln wollten. Dabei sind zwei Hitlisten entstanden. Auf Europa spezialisierte Internet-Strategen und Dienstleister, unter ihnen die deutschen Unternehmen Debis Systemhaus und Pixelpark, hoben mit Amazon, Dell und Cisco drei US-Unternehmen auf das Siegertreppchen. Doch schon auf den Plätzen vier und fünf folgen Bertelsmann Online und Lufthansa.

Auf Basis der Gespräche mit den Spezialisten aus 33 Firmen haben die Analysten von Forrester einen Kriterienkatalog erarbeitet, bei dem die Anwenderbedürfnisse im Vordergrund stehen. Der Vorgang des Kaufens wird vom Betreten der Website bis zum Kundenservice nach folgenden Kriterien beurteilt:

- Web-spezifischer Nutzen,

- Bedienbarkeit,

- Vertrauensbildung und

- Anpassung an lokale Bedürfnisse.

Unter diesen Bedingungen hat sich die Rangliste etwas verändert. Als beste US-Firmen belegten Amazon und Dell Computer die Plätze zwei und fünf. Sieger wurde der britische Online-Auktionator QXL, als dritter kam Bertelsmann Online (BOL) aufs Siegerpodest.