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USA: EU sabotiert Konkurrenz

EU: USA sabotieren Handy-Standard

19.01.1999
Von Michael Hufelschulte
USA: EU sabotiert Konkurrenz

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Europäische Union beschuldigt die Vereinigten Staaten, im Kampf um künftige Mobilfunkstandards "gegen weltweit anerkannte Regeln" zu verstoßen. "Wir haben immer einen weltweiten Standard gewollt", lamentierte Paul Verhoef, Mitglied eines Industriepolitik-Ausschusses der Europäischen Kommission. Der hier aktuelle Standard GSM funktioniere praktisch überall auf der Welt - nur nicht in den USA und Kanada. Am vergangenen Freitag hatte sich nach Berichten des "Wall Street Journal" Verhoefs Chef, EU-Kommissar Martin Bangemann, auf höchster Ebene mit ähnlichem Tenor an die US-Außenministerin Madeleine Albright gewandt. Er nahm darin Stellung zu einer Beschwerde vom 19. Dezember, die wiederum von Albright und hochrangigen Vertretern aus US-Wirtschaft und Politik unterzeichnet war. Darin werfen die USA den Europäern vor, sie verhinderten mit ihrem kommenden "3G"-Standard für Mobiltelefone, den die EU massiv forciert, den Absatz konkurrierender Produkte. Die amerikanische Attacke geht nach Ansicht von Marktbeobachtern vor allem auf das Konto intensiver Lobbyarbeit seitens der Firma Qualcomm. Die nämlich besitzt die Rechte am in Amerika verbreiteten CDMA-Standard. Darüber hinaus pocht sie darauf, der vom schwedischen Mobilfunkriesen Ericsson ersonnene neue Standard WCDMA, der zur Grundlage der 3G-Handys auserkoren wurde, sei davon nur abgekupfert.