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EU-Studie: Open Source stärkt die Wirtschaft

15.01.2007
Die hohe Zahl der engagierten Entwickler verschafft Europa Wettbewerbsvorteile.

Dies ist das Ergebnis einer Studie über die möglichen Auswirkungen von Open Source auf die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union im internationalen Vergleich (das komplette, 287 Seite starke PDF-Dokument gibt es hier). Die Verfasser, eine Arbeitsgruppe unter Leitung der UN-Universität in Maastricht, kommen zu dem Schluss: "Unter der Voraussetzung von Europas wegen beschränken Risikokapitals und geringerer Risikobereitschaft im Vergleich zu den USA historisch geringerer Fähigkeit, neue Softwareunternehmen aufzubauen, schafft der hohe Anteil europäischer Entwickler von Free/Libre Open Source Software (Floss) eine einzigartige Gelegenheit." Eine Steigerung von Open Source von jetzt 20 auf 40 Prozent Anteil an den Softwareinvestitionen würde zu 0,1 Prozent mehr Wachstum des jährlichen Bruttosozialprodukts in der gesamten EU führen. Das wären pro Jahr zehn Milliarden Euro, die in die Kassen europäischer Open-Source-Softwarehäuser fließen und Arbeitsplätze schaffen würden.

Auf dem "alten Kontinent" bestehe eine gute Ausgangslage zur Steigerung der Investitionen in Open-Source-Firmen von jetzt 22 Milliarden Euro. Derzeit sind in den USA 36 Milliarden Euro in solche Unternehmen investiert. Die Nase vorn hat Europa aber bei den Fachkräften: Laut Studie leben 63 Prozent aller Floss-Entwickler in Europa, während 20 Prozent in den USA und Kanada ansässig sind. Weil man je nach Herangehensweise an das Fachkräftethema auch zu anderen Ergebnissen gelangen kann, präsentiert die Studie weitere Befunde.

So kommen 42 Prozent der Sourceforge-Anwender aus Europa, 39 Prozent aus Nordamerika und sieben beziehungsweise vier Prozent aus Asien und Lateinamerika. 1,1 Millionen Entwickler sind bei Sourceforge registriert - mit einer knappen Mehrheit aus Nordamerika. Aber nur rund 50.000 von ihnen bringen tatsächlich neuen Code ein - und hier sind die Europäer in der Mehrzahl. Von den Projekt-Maintainern, der Open-Source-Meritokratie, kommen 48 Prozent aus Europa und 30 Prozent aus den USA und Kanada.

Die Studie weist allerdings darauf hin, dass fünfmal so viele Spezialisten von Europa nach Nordamerika umziehen als umgekehrt. Es sei also wichtig, so die Autoren der Studie, ob Europas Politik und Wirtschaft es verstehen, das intellektuelle Kapital in der Region zu halten. Die Open-Source-Spezialisten böten wirtschaftliche Chancen: "Floss schafft in Europa Gelegenheit für neue Unternehmen, eine größere Bedeutung in der wachsenden Informationsgesellschaft und für ein Geschäftsmodell, das zu europäischen kleinen und mittelständischen Unternehmen passt. Floss kann die Schaffung von KMUs und Arbeitsplätzen vorantreiben." (ls)