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EU startet eigenes Kartellverfahren gegen Microsoft

04.08.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Europäische Kommission, das Exekutivorgan der Europäischen Union, hat am Donnerstag ein eigenes Kartellverfahren gegen Microsoft angekündigt. Die Brüsseler Wettbewerbshüter um den zuständigen Kommissar Mario Monti folgen damit einer Beschwerde, die Konkurrent Sun Microsystems eingereicht hatte. Die McNealy-Company erhebt darin den Vorwurf, Microsoft habe mit diskriminierenden Lizenzbestimmungen gegen EU-Wettbewerbsrecht verstoßen und außerdem essentielle Informationen über sein Windows-Betriebssystem geheim gehalten. Vorerst dürfte sich in dem europäischen Verfahren allerdings wenig Spektakuläres ereignen - Microsoft hat zunächst zwei Monate Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Eine formale Entscheidung ist laut Monti-Sprecherin Amelia Torres kaum vor Ende des Jahres zu

erwarten. Sollte die EU Microsoft für schuldig befinden, kann sie theoretisch eine Geldstrafe in maximaler Höhe von zehn Prozent der weltweiten Konzernumsätze verhängen. Das höchste je verhängte Zwangsgeld belief sich allerdings bis dato auf 102 Millionen Euro - solche "Peanuts" würde Microsoft laut J.P.Morgan-Analyst Bill Epifanio locker aus der Portokasse bezahlen. Unabhängig davon untersucht die EU weiterhin, ob sich Microsoft mit Windows 2000 unfaire Vorteile im Server-Markt verschaffen will. Die diesbezüglichen Ermittlungen befinden sich allerdings noch "im Anfangsstadium". Laut Torres lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass beide Verfahren kombiniert werden.