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Springer-Chef Döpfner

EU sollte bei Google eingreifen

27.05.2014
Seit Monaten kämpfen deutsche Verlage darum, bei Google unter den Suchergebnissen prominenter aufzutauchen. Springer-Chef Döpfner fühlt sich dabei von der EU-Kommission im Stich gelassen.

Springer-Chef Mathias Döpfner verlangt von der EU-Kommission, die Medienbranche besser vor einer Wettbewerbsverzerrung durch Internet-Giganten wie Google zu schützen. Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia unternehme nichts dagegen, dass Google seine Monopol-Stellung als Suchmaschine ausnutze und in den Ergebnislisten seine eigenen Dienstleistungen gegenüber Angeboten von Konkurrenten bevorzuge, sagte Döpfner am Montag bei der Mediendozentur von Universität Tübingen und SWR. "Ein solches Vorgehen nennt man Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung."

Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt hatte den Presseverlagen in Deutschland Anfang April eine Zusammenarbeit bei der Online-Werbung und anderen Themen angeboten, von der beide Seiten profitieren könnten. Daran orientiere sich Almunia und wolle Google lediglich vorschreiben, seinen Konkurrenten als Ausgleich für die Benachteiligung Werbefenster zu verkaufen. "Das ist die EU-behördlich sanktionierte Einführung eines Geschäftsmodells, das man in weniger ehrenwerten Kreisen Schutzgeld nennt", kritisierte Döpfner.

Der Medienkonzern Axel Springer ("Bild", "Die Welt") und andere europäische Verlage gehen seit Monaten gegen Google vor. Sie kritisieren, dass der kalifornischen Internet-Konzern seinen Marktanteil von über 90 Prozent bei Suchmaschinen in der EU ausnutze, um weitere Dienstleistungen zu vermarkten.

Trotzdem zeigte sich Döpfner überzeugt, dass es Internetkonzernen wie Google, Amazon oder Facebook nicht gelingen werde, die Hoheit über journalistische Inhalte in der digitalen Welt zu gewinnen. Leser suchten zunehmend nach Orientierung. Deshalb stoße unabhängig und kritisch recherchierter Journalismus gerade bei jungen Leuten wieder auf Interesse. "Die junge Generation ist kritischer, anspruchsvoller und medienkompetenter geworden", sagte er. Dieses Bedürfnis könnten Internet-Konzerne aber nicht bedienen. Die Zukunft in der digitalen Welt gehöre Journalisten und Verlegern, die genau wie bei gedruckten Zeitungen an Qualität festhielten. "Wir dürfen nicht alles anders machen als bisher - sonst gehen wir wirklich unter." (dpa/tc)