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EU sagt nein zur Fusion von Time-Warner und EMI

29.09.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Europäische Kommission will angeblich die 20 Milliarden Dollar schwere Fusion von Time Warner und dem britischen Musikkonzern EMI Group blockieren, dafür jedoch den Merger des US-Konzerns mit AOL im Volumen von 127 Milliarden Dollar genehmigen. Das berichtet die "Financial Times" in ihrer heutigen Online-Ausgabe. Brüssel befürchtet durch eine zusätzliche Zusammenlegung von Time Warner mit EMI eine zu große einseitige Dominanz im Musikmarkt. Würde dem Joint Venture der beiden Musiksparten ohne Auflagen stattgegeben, entstünde ein Mega-Konzern mit über zwei Millionen Veröffentlichungsrechten. Der nächstgrößte Musikanbieter, Universal Music Group, bringt es gerade mal auf rund 800 000 Copyrights.

Um die Zustimmung der EU-Kartellwächter in beiden geplanten Fusionen zu erlangen, hatten Time Warner, AOL und EMI bereits mehrmals Zugeständnisse vorgeschlagen. So wollte sich AOL beispielsweise aus dem Joint Venture mit Bertelsmann in Europa ausklinken und seinen Internet-Deal mit dem französischen Mischkonzern Vivendi abändern. Time Warner erklärte sich bereit, sein Musikangebot und das der künftigen Tochter EMI der Konkurrenz nun weitere fünf statt der ursprünglich anvisierten drei Jahre zur Verfügung zu stellen. In einem letzten Versuch, Brüssel gnädig zu stimmen, soll EMI nun den Verkauf von Virgin Records anbeboten haben. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Time Warner wiederum erwäge den Verkauf seines Record-Labels Chappell, heißt es.