Plazet der Aktionäre steht noch aus

EU sagt ja zur Fusion

08.02.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Befürworter einer Fusion zwischen Hewlett-Packard (HP) und Compaq haben einen Teilerfolg errungen: Die Wettbewerbshüter der Europäischen Union (EU) haben den Firmenzusammenschluss ohne Auflagen genehmigt.

Die Exekutive der EU ließ zum Abschluss ihrer Voruntersuchung verlauten, ein Gemeinschaftsunternehmen HP-Compaq "werde nicht zur Stärkung einer dominierenden Position" führen.

Dass keiner der Wettbewerber bei der EU Bedenken gegen die Fusion angemeldet hat, überrascht Gründersohn Hewlett nicht: "Wir gehen davon aus, dass Sun, Dell und IBM nur erfreut sein können angesichts der Aussicht auf einen Merger, der zwei ihrer Rivalen in hohem Maße ablenkt und schädigt."

Derweil sorgen HP und Compaq mit optimistischen Ausblicken auf kommende Ergebnisse dafür, dass beide Unternehmen für ihre Aktionäre in ein bestmögliches Licht gerückt werden. Compaq hatte bereits vor einigen Tagen auf einem Analystentreffen in New York die Hoffnung geäußert, das Unternehmen könne im Geschäftsjahr 2002 (Ende: 31. Dezember 2002) einen Gewinn pro Aktie von 32 Cent erwirtschaften. Dieses Ergebnis überträfe um sieben Cent die Schätzungen der Finanzanalysten. Der Umsatz für das laufende Jahr könnte laut Compaq 34 Milliarden Dollar betragen, was einer nur marginalen Steigerung der Erlöse des Vorjahres von 33,6 Milliarden Dollar entspräche. Dieses Resultat lag allerdings um 20,5 Prozent unter dem Umsatz des Jahres 2000.

Compaq erklärt das wahrscheinlich gute Ergebnis mit einem verbesserten Asset-Management und optimierten Kostenstrukturen. Beides seien wesentliche strategische Ziele für dieses Jahr. Zudem wolle man im Markt für globale Dienstleistungen zulegen, das PC-Geschäft bis zum dritten Quartal wieder profitabel gestalten und sein Angebot im Enterprise-Computing-Umfeld weiter ausbauen.

HP lockt ebenfalls mit Aussagen, die die Geschäftsentwicklung des Unternehmens zunehmend rosig darstellen sollen. Man erwarte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2001/02 (Ende: 31. Januar 2002) einen Gewinn je Aktie, der deutlich über der aktuellen Gewinnprognose der Analysten von 16 Cent liege. Im Vergleich zum Vorquartal werde mit einem etwas höheren Umsatz gerechnet. Grund für den Optimismus sei eine höhere Nachfrage der Verbraucher nach PCs und nach Druckern, hieß es aus der Konzernzentrale im kalifornischen Palo Alto. Genaue Zahlen werden am 13. Februar nach Börsenschluss bekannt gegeben.

Positive ErgebnisseNicht überraschend nutzte HP-Chefin Fiorina die Quartalsprognose, um für die Fusion zu werben. Die Vierteljahreszahlen belegten, dass HP gerüstet sei für die Zukunft, seine Ziele nicht aus den Augen verloren habe und durch die Fusion nicht in seinen Aktivitäten abgelenkt sei. Auch die Ergebnisse von Compaq würden zeigen, dass hier zwei Firmen in der Lage seien, gesetzte Ziele zu erreichen. Don Young, ein Analyst von UBS Warburg und Fusionskritiker, meinte allerdings, kein Aktionär werde sich in seiner Entscheidung über den Sinn dieser Fusion von einem einzigen Quartalsergebnis blenden lassen. Nach wie vor haben beide Unternehmen übrigens die grundsätzlichen Kritikpunkte, die gegen die Fusion sprechen, nicht schlagend kontern können. (jm)