"Eye of Things"

EU-Projekt lässt IoT-Systeme mehr und länger "sehen"

05.03.2015
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Acht europäische Industrie- und Forschungsunternehmen entwickeln im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Projekts "Eye of Things" neue Geschäftsmodelle für das Internet der Dinge. Auch das DFKI ist mit von der Partie.

Visuelle Daten in Echtzeit zu verarbeiten, stellt digitale Systeme heute vor keine unmöglichen Herausforderungen mehr - wie es vielleicht noch vor einigen Jahren der Fall war. Einzig der hohe Stromverbrauch sorgt dafür, dass Bild- und Videoverarbeitungsprogramme gerade in Mobilgeräten noch nicht auf lange Zeit unterbrechungsfrei verwendet werden können.

Hier soll "Eye of Things" (kurz "EoT") Abhilfe schaffen: Das von der EU im Rahmen des Rahmenprogramms "Horizon 2020" bis Ende 2017 mit fast fünf Milliarden Euro geförderte Forschungsprojekt soll neue, stromsparende Applikationen hervorbringen, die auf Basis von Miniaturkameras aus der Endoskopie funktionieren. Gleichzeitig sollen intelligente Systeme entstehen, die Umgebungen umfassend, länger und interaktiver wahrnehmen können.

Drei Jahre haben die Forscher Zeit, im "Eye of Things"-Projekte neue Anwendungen, Produkte und Geschäftsmodelle für den visuellen Bereich des "Internet der Dinge" zu entwickeln.
Drei Jahre haben die Forscher Zeit, im "Eye of Things"-Projekte neue Anwendungen, Produkte und Geschäftsmodelle für den visuellen Bereich des "Internet der Dinge" zu entwickeln.

Eine wichtige Rolle spielt hierfür der Technologiebereich des maschinellen Sehens (Computer Vision), der mit mobilen Anwendungen aus der Augmented Reality, dem Wearable Computing und dem Ambient Asssisted Living kombiniert das Internet der Dinge um diverse Anwendungen erweitern könnte.

Neue Augmented-Anwendungen

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) beteiligt sich mit seinem Standort Kaiserslautern an "Eye of Things", das von der Universidad Real de Castilla-Le Mancha aus dem spanischen Ciudad Real als Konsortialführer geleitet wird. "Herausforderung ist es, die weitreichende Gewinnung und Verarbeitung visueller Informationen auf einen möglichst geringen Energiebedarf hin zu optimieren", erklärt Didier Stricker, Leiter des beteiligten DFKI-Forschungsbereichs Erweiterte Realität/Augmented Vision. Ziel des Projekts "Eyes of Things" sei daher die Entwicklung neuartiger, energiesparender Anwendungen, die sowohl unabhängig als auch in Geräten eingebettet eingesetzt werden könnten.

Miniaturkameras, wie man sie bisher aus der Endoskopie kennt, spielen im Projekt eine wichtige Rolle - hier ein Modell des Projektpartners AWAIBA im Größenvergleich mit Ameisen.
Miniaturkameras, wie man sie bisher aus der Endoskopie kennt, spielen im Projekt eine wichtige Rolle - hier ein Modell des Projektpartners AWAIBA im Größenvergleich mit Ameisen.
Foto: AWAIBA

Während der dreijährigen Projektlaufzeit bis Ende 2017 geht es für die Forscher darum, erste Prototypen zu integrieren und eine grundlegende Applikationsplattform aufzubauen, damit Kamerasysteme energiesparender und benutzerfreundlicher werden. So spielt eine auf einem CPU-Chip platzierte Minikamera, die bislang in der Endoskopie eingesetzt wurde, eine tragende Rolle. Diese wird zur videobasierten Lebensaufzeichung (Lifelogging) innerhalb intelligenter Spielzeuge verwendet. Die Forscher bauen das System zudem in interaktive Museumsführungen ein, um das automatische und angepasste Abspielen von Audiokommentaren zu erleichtern.