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EU nimmt Windows 2000 unter die Kartelllupe

10.02.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Europäische Kommission hat offiziell eine vorläufige Untersuchung gegen Microsoft eingeleitet. Dabei soll geprüft werden, ob sich Microsoft mit dem NT-Nachfolger Windows 2000 unrechtmäßig Wettbewerbsvorteile verschafft. "Uns liegen Informationen von Endanwendern, Internet-Service-Providern und Konkurrenten vor, dass Microsoft Windows 2000 in einer Art und Weise entwickelt hat, die es dem Unternehmen gestattet, seine Vormachtstellung im Bereich der PC-Betriebssysteme auf andere Märkte wie Server und letztlich den gesamten elektronischen Handel auszuweiten", erklärte EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti seine Motivation.

Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehe - im Gegensatz zum laufenden US-Kartellverfahren - vor allem die Frage, ob Microsoft sein Betriebssystem in unzulässiger Weise so mit anderen Anwendungen verquickt habe, dass nur Microsoft-Produkte richtig miteinander funktionierten. "Uns ist klar, dass wer immer die Kontrolle über Server-Betriebssysteme gewinnt, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den E-Commerce kontrollieren kann", warnte Monti.

Man habe, so Monti, dem Softwarekonzern in der vergangenen Woche einen entsprechenden Fragenkatalog zu Windows 2000 zugestellt. Microsoft habe nun vier Wochen Zeit, Stellung zu nehmen. Auf den geplanten Launch des neuen Betriebssystem am 17. Februar wird das Procedere keine Auswirkungen haben, erklärte Monti weiter. Sollte sich allerdings im Zuge der Ermittlungen herausstellen, dass Microsoft mit Windows 2000 gegen geltendes EU-Kartellrecht verstoße, dann müsse der Konzern entweder das Betriebssystem entsprechend verändern oder tägliche Geldbußen in Kauf nehmen.

Microsoft hat in einer ersten Stellungnahme erklärt, man werde die Fragen der Kommission selbstverständlich beantworten. Man sehe die Angelegenheit eher als Routine - die EU fordere im Schnitt drei- bis viermal pro Jahr entsprechende Stellungnahmen und Informationen an. "In diesem Fall wird die Kommission - wie schon zuvor - letzten Endes zu dem Schluss kommen, dass Microsofts Arbeit voll dem EU-Wettbewerbsrecht entspricht", heißt es weiter. Einen kleinen Seitenhieb gab es noch gegen den Konkurrenten Sun Microsystems, dessen Beschwerde angeblich die EU überhaupt auf den Plan gebracht hat. "Sie haben sich darüber beschwert, dass Sun durch die Fortschritte in der Desktop- und Server-Technologie von Windows 2000 im Wettbewerb ins Hintertreffen gerät", lästert Microsoft in seinem Statement.