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EU leitet Kartellverfahren gegen Intel ein

02.08.2007
Der Vorwurf: Monopolmissbrauch zu Lasten des Konkurrenten AMD.

Die EU-Kommission hat Intel jetzt offiziell bezichtigt, seine dominierende Position im Markt für Mikroprozessoren missbraucht zu haben, um das Wachstum des Wettbewerbers Advanced Micro Devices (AMD) zu hemmen. Die Brüsseler Wettbewerbshüter bestätigten am Freitag letzter Woche, dass Intel ein entsprechen-des "Statement of Objections" zugestellt wurde.

Intel hat nun zehn Wochen Zeit für eine Erwiderung und kann außerdem eine mündliche Anhörung vor der Kommission beantragen. Sollte es des Verstoßes gegen EU-Kartellrecht für schuldig befunden werden, droht dem weltgrößten Chiphersteller theoretisch eine Geldbuße von bis zu zehn Prozent seines Jahresumsatzes das wären bei 35,4 Milliarden Dollar im Fiskaljahr 2006 dann 3,5 Milliarden Dollar oder umgerechnet 2,6 Milliarden Euro.

Hohe Geldstrafe möglich

AMD hatte sich bereits Ende 2000 über Intels Geschäftsgebaren beschwert. Die Kommission leitete daraufhin im Jahr 2000 eine Ermittlung gegen Intel ein. Diese wurde im vergangenen Jahr nochmals um Details aus AMDs in den USA erhobener separater Kartellklage erweitert.

Die EU-Kommission wirft Intel in ihrem Statement of Objections vor, der Konzern habe Herstellern Rabatte unter der Bedingung gewährt, dass sie alle oder den Groß-teil ihrer Prozessoren von Intel beziehen. Zweitens habe das Unternehmen Herstellern Geld dafür bezahlt, dass sie AMD-Produktlinien verzögern oder einstellen sowie drittens strategischen Server-Herstellern CPUs unter den Herstellungskosten verkauft.

Jeder dieser Punkte stelle schon für sich genommen einen Missbrauch der monopolartigen Marktposition dar, schreiben die Wettbewerbshüter. "Die Kommission befindet zum jetzigen Stand ihrer Analyse aber auch, dass sich diese drei Verhaltensarten gegenseitig verstärken und Teil einer übergreifenden wettbewerbsfeindlichen Strategie sind", so die Brüsseler Exekutive.

Intel leugnet keineswegs

In einer Stellungnahme leugnete Intel sein Verhalten nicht etwa, sondern versuchte es als posi-tiv für die europäischen Verbraucher hinzustellen. "Wir gehen davon aus, dass das Mikroprozessor-Marktsegment normal funktioniert und dass Intels Handlungsweise legal, wettbewerbsfördernd und zum Nutzen der Verbraucher ist", schreibt Generaljustiziar Bruce Sewell.

AMD sieht das naturgemäß vollkommen anders. "In jeder anderen Branche würden solche Praktiken auf der Titelseite jeder Zeitung landen", hatte sich Henri Richard, Executive Vice President für Sales und Marketing, im Anschluss an ein Meeting mit US-amerikanischen Finanzanalysten beklagt. "Aus unerfindlichen Gründen werden sie in der Computerindustrie toleriert." (tc)