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EU-Kommission will Durchbruch für Handy-Fernsehen vor Olympia 2008

18.07.2007
Die EU-Kommission will dem Handy-Fernsehen bis zur Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen im kommenden Jahr zum Durchbruch verhelfen.

Die Kommission drängte am Mittwoch in Brüssel die Mitgliedstaaten zur Eile, die nötigen technischen und rechtlichen Rahmen zu setzen. 2008 sei entscheidend für die Entwicklung der Technologie. Die Olympischen Spiele in Peking und die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz seien die richtigen Ereignisse, für die Dienste beim Kunden zu werben. Bis 2011 dürfte nach Einschätzung der Kommission der Markt für mobiles Fernsehen einen Wert von bis zu 20 Milliarden Euro haben.

Europaweit sollen in den kommenden vier Jahren eine halbe Milliarde Kunden gewonnen werden. "Das mobile Fernsehen ist eine große Chance für Europa, um unsere Führungsposition bei den Mobilfunktechnologien und den audiovisuellen Diensten zu behaupten und sogar auszubauen", sagte die zuständige Kommissarin Viviane Reding.

Bislang verlief die Entwicklung des Handy-TV allerdings schleppend. Im erfolgreichsten Markt Italien liegt die Verbreitung nach den Angaben gerade bei einem Prozent. In Südkorea schaut jeder Zehnte Fernsehen auf seinem Handy. In Deutschland zeigte sich das geplante Betreiberkonsortium der Mobilfunkanbieter Vodafone, T-Mobile und O2 zuversichtlich, dass ab dem kommenden Jahr den Kunden Handy-TV zugänglich gemacht werden kann.

Das Bundeskartellamt signalisierte dem Konsortium am Mittwoch in Bonn grünes Licht. Nach derzeitiger Einschätzung führe das Vorhaben fusionskontrollrechtlich nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung der Beteiligten, teilte die Behörde mit. Die drei Mobilfunkanbieter hatten im April die Gründung des Konsortiums angemeldet. Ab Frühjahr kommenden Jahres sollen in Deutschland mindestens 16 Programme mit dem Standard DVB-H (Digital Video Broadcasting-Handheld) über das Handy empfangbar sein.

Brüssel will nun vor allem eine gemeinsame technische Norm für die Übertragungen vorantreiben. Da eine im März 2006 gebildete Expertengruppe aus Vertretern von Geräteherstellern, der Software- und Rundfunkbranche sowie der Inhaltsanbietern sich nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen konnte, übernimmt die Kommission die Federführung.

Sie setzt auf DVB-H (Digital Video Broadcasting for Handhelds), ein neues Übertragungsverfahren für den Multimediaempfang auf mobilen Endgeräten. DVB-H baut auf den Übertragungstechniken des digitalen terrestrischen Fernsehens (Digital Video Broadcasting Terrestrial) DVB-T auf und ist speziell den Bedürfnissen und Eigenschaften mobiler Geräte angepasst.

DVB-H sei bereits in 18 europäischen Ländern erfolgreich eingeführt oder erprobt worden, hieß es. Kritik, die EU lege sich zu schnell auf eine Technik fest, wies ein Kommissionssprecher zurück. Vielmehr werde die Kommission die Norm ins EU-Verzeichnis aufnehmen, womit alle 27 EU-Mitglieder verpflichtet sind, die Verwendung zu fördern. Die Mitgliedsländer müssten so schnell wie möglich Frequenzen bereitstellen. Bei der Regulierung des neuen Marktes will sich Brüssel sehr zurückhaltend verhalten. (dpa/tc)