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EU-Kommission fordert schärferes Vorgehen gegen Spam

28.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Heute morgen habe ich 72 Spam-Mails in meinem Computer gezählt", berichtete EU-Kommissar Erkki Liikanen. Nach Einschätzung der EU-Behörden liegt die Rate der unerwünschten Werbe-Mails inzwischen bei rund 52 Prozent des weltweiten Mail-Aufkommens. 2001 betrug dieser Wert noch etwa sieben Prozent. Laut Studien der EU-Kommission lasse sich der jährliche Produktivitätsverlust durch Werbemüll auf zirka 2,5 Milliarden Euro beziffern. Diese Entwicklung sei ganz übel, moniert Liikanen.

Um die Spam-Flut einzudämmen fordert der EU-Kommissar eine bessere Information der Nutzer sowie effektivere Softwarewerkzeuge zum Kampf gegen Werbesendungen im Netz. Außerdem müssten die Mitgliedsstaaten einen rechtlichen Rahmen schaffen, um gegen die Spam-Urheber vorgehen zu können. Dies sei jedoch nur zum Teil umgesetzt. So hätten acht Länder, darunter auch Deutschland, die EU-Richtlinie gegen Spam noch nicht in nationales Recht umgewandelt, bemängelte Liikanen. Dies hätte bis zum 31. Oktober 2003 geschehen sollen. Die Behörden in Brüssel haben bereits ein Verstoßverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet.

Allerdings reichten Gesetze allein nicht aus, räumt Liikanen ein. Da ein Großteil der Spam-Mails aus dem außereuropäischen Ausland stamme, sei die internationale Zusammenarbeit sehr wichtig. Etwa 80 Prozent des Werbemülls kommt nach Schätzungen der EU-Behörden von Absendern außerhalb Europas, ein Großteil davon aus den USA. Viele Firmen würden mit Spam-Sendungen viel Geld verdienen. So werben Unternehmen damit, für weniger als 100 Dollar 450 Millionen Werbe-Mails ins Netz zu schwemmen. (ba)