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EU-Kommissar Monti blockiert Worldcom-Sprint-Deal

29.06.2000
Weg frei für die Telekom?

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem aus Brüssel bereits mehrfach ernste Bedenken gegen die inzwischen wohl geplatzte Fusion von Worldcom und Sprint geäußert worden waren, hat EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti gestern Abend Nägel mit Köpfen gemacht und den Deal verboten. Ohnehin hatten die beiden US-Carrier ihren Fusionsantrag bereits am Vortag zurückgezogen, um möglicherweise eine formelle Untersagung in letzter Minute zu vereiteln. Die EU befürchtet (genau wie das US-Jusitzministerium), dass Worldcom und Sprint mit vereinten Kräften zu viel Kontrolle über den Zugang globalen Internet-Markt besäßen.

Damit wird möglicherweise der Weg frei für eine Übernahme von Sprint durch die Deutsche Telekom, die bekanntlich schon seit geraumer Zeit in den USA auf Brautschau ist. Das "Wall Street Journal" berichtet unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher, eine mögliche Übernahme von Sprint (und anderer US-Unternehmen) sei gestern Thema einer Vorstandssitzung gewesen. Der Bonner Carrier hält bereits zehn Prozent an Sprint und wollte die Company schon einmal übernehmen. "Wir müssen ein großes Geschäft in den USA abschließen", hatte unlängst Jeffrey Hedberg erklärt, Telekom-Vorstand für das internationale Geschäft. Zu weiteren möglichen europäischen Interessenten für Sprint rechnen Marktbeobachter unter anderem British Telecom, France Télécom, die spanische Telefonica sowie Telecom Italia.