Kartellbeschwerde von Platform Solutions

EU befragt IBM zu Mainframe-Marktgebaren

23.04.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Kartellwächter der Europäischen Union befragen die IBM zu möglicherweise wettbewerbsschädigendem Verhalten des Konzerns, nachdem sich ein US-amerikanischer Wettbewerber im Zuge eines Patentrechtsstreites in Brüssel beschwert hatte.

Die Beschwerde gegen die IBM hat Platform Solutions eingereicht, ein mit Wagniskapital finanzierter Mainframe-Hersteller aus Sunnyvale (Kalifornien). Die EU reagiere auf solche Beschwerden üblicherweise mit einer routinemäßigen Befragung des beschuldigten Unternehmens, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf fachkundige Anwälte,

"IBM hat es unseren Kunden erheblich erschwert, Softwarelizenzen auf unsere Plattform zu bekommen", behauptet Christian Reilly, Senior Vice President of Product Strategy bei Platform Solutions. "Wir haben deswegen eine Beschwerde in Europa eingereicht, weil es dort auch viele Großrechner-Nutzer gibt."

Platform stellt Plug-Compatible Mainframes (PCM) her, auf denen IBMs Betriebssystem z/OS läuft. Big Blue hatte Platform verklagt, nachdem es seine Systeme im Jahr 2006 vorgestellt hatte.

In seiner Klage beim U.S. District Court für den Southern District von New York fordert IBM nach Aussagen eines Sprechers, "Platforms systematischen Diebstahl von IBMs Firmengeheimnissen, IBMs vertraulichen Dokumenten, IBMs urheberrechtlich geschützter Software und IBMs patentierten geistigen Eigentums zu stoppen". Platform weist die Vorwürfe zurück und beschwerte sich im Gegenzug über wettbewerbsschädigende Praktiken der IBM.

Gegründet wurde Platform von Ingenieuren der Firma Amdahl, in der Vergangenheit einer von zwei PCMern (der andere war Hitachi), die mit IBM im Mainframe-Markt konkurrierten. Beide verließen das Marktsegment im Jahr 2000, nachdem sie mit den Hardware-Verbesserungen der IBM nicht mehr mithalten konnten. (tc)