Unternehmensporträt C.I.S. AG

Etwas verrückt?

04.03.2005
Seit Jahren ist Konsolidierung der vorherrschende Trend im ERP-Markt. Die C.I.S. AG hat in diesem schwierigen Umfeld ein neues Produkt auf den Markt gebracht und erfreut sich einer wachsenden Kundenbasis.

„VIELLEICHT muss man ein bisschen verrückt sein“ - so antwortet Reinhold Karner, Gründer und Vorstand der C.I.S. Cross Industrie Software AG, auf die Frage, wie er auf die Idee kam, die ohnehin bunte Palette der ERP-Lösungen in Deutschland um das gelb-schwarzweiße Logo des C.I.S.-Produkts Semiramis zu bereichern. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Unternehmensgründung im Jahr 1995 allerdings als wohlüberlegter Schritt eines erfahrenen Experten: Denn Karner ist ebenfalls Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der KTW Software & Consulting mit Sitz in Kirchbichl in Tirol, Österreich. Die KTW-Gruppe arbeitet bereits seit mehr als 20 Jahren als ERP-Systemhaus im deutschsprachigen Raum. Als Partner der Softwarefirmen Sigma und später Intentia machte sich das Unternehmen vor allem im

Midrange-Segment der IBM-Welt einen Namen. Mit der Gründung der C.I.S. und der Entwicklung der Software „Semiramis“ zog Karner die Konsequenz aus der langjährigen Projekterfahrung im ERP-Umfeld: „Wir wussten, dass die im Markt vorhandenen Systeme oft umständlich und schwer zu erlernen sind. Wir wollten eine bedienerfreundliche Alternative schaffen.“ Gleichzeitig ging es ihm darum, eine plattformunabhängige Software zu entwickeln und so die Grenzen der AS-400-Welt zu verlassen. Allzuoft hatte Karner erlebt, dass funktional passende Lösungen vom potenziellen Kunden nicht akzeptiert wurden, weil der sich nicht auf die Plattform festlegen wollte. In dieser Richtung ging Karner noch einen Schritt weiter: „1995 war für uns absehbar, dass die damals vorherrschenden Client-Server-Systeme langfristig solchen Lösungen weichen müssen, die über webbasierende Frontends die gespeicherten Daten ortsunabhängig verfügbar machen.“ Dabei

hatte Karner nicht nur Großunternehmen, sondern auch den immer stärker international agierenden Mittelstand im Blick. Ein eigenes Partnernetz sowie eine eigene Vertriebs- und Partner-Managementstruktur sollten helfen, das neue Produkt in diesem Markt zu verkaufen. Mit bis zu 100 Entwicklerinnen und Entwicklern sowie ERP-Spezialisten schuf der neue Hersteller mit Sitz in Hannover in den folgenden Jahren die vollständig Java-basierende Unternehmenssoftwarelösung Semiramis. Inzwischen ist Version 4 am Markt erhältlich, die zur CeBIT 2005 vor allem mit weiteren Sprachversionen ausgestattet wurde. Natürlich, so Karner, habe man mit den ersten Versionen SAP keine Konkurrenz beim Funktionsumfang machen können. „Aber das wollten wir auch gar nicht.“ Schließlich wisse er von Anwendern, gerade im Mittelstand, dass sie mit dieser Fülle von Funktionen und der damit einhergehenden Komplexität gar nicht zurecht kämen. Das sei auch nicht weiter

verwunderlich, wenn man bedenke, dass die originären SAP-Lösungen bei den Top-1000-Unternehmen der Welt im Einsatz seien. „Wir haben uns stattdessen auf den Mittelstand in seinen unterschiedlichen Größenklassen konzentriert und hier unser Prozess- Kow-how abgebildet.“ Für die Zukunft sieht Karner sein Unternehmen deshalb gut aufgestellt. Helmuth Gümbel, Managing Partner beim Schweizer Marktforschungsunternehmen Strategy Partners International bestätigt: „Semiramis ist eines der wenigen Produkte auf dem Markt, das wirklich auf dem neuesten Stand der Technik ist und sich bereits im Markt bewährt hat“, urteilt er. Einen weiteren Erfolgsfaktor sieht CIS-Chef Karner in der Partnerorganisation seines Unternehmens, die nach seinen Angaben mit 40 Partnern die drittgrößte im deutschsprachigen ERP-Markt ist. Außerdem hat man mit dem Ausbau der Organisation in weitere Länder bereits begonnen, verfügt beispielweise über

einen Partner in der Slowakei. Auch die KTW Software und Consulting, die nach wie vor die Intentia-Lösung „Movex“ vertreibt, hat sich inzwischen überwiegend auf das Geschäft mit der hauseigenen Software verlegt. Heute hat die C.I.S. AG 150 zahlende Semiramis- Kunden. Inklusive kostenloser Installationen bei Unis, Fachhochschulen und Partnern könne man 230 Installationen vorweisen, so Karner. Besonders zufrieden ist er mit der Entwicklung des abgelaufenen Geschäftsjahres: „Da haben wir den Lizenzumsatz um 144 Prozent gesteigert und die Kundenanzahl mehr als verdoppelt.“ (uk)