Etikettenschwindel auf Gegenseitigkeit

19.02.1993

Das Outsourcen unternehmensweiter Netze wird - glaubt man den Experten - in den naechsten Jahren, quasi im Windschatten der Telekommunikation, zu einem internationalen Hoehenflug sondersgleichen ansetzen. Wer jedoch nach den Ursachen fuer den Boom fragt, stoesst bei naeherem Hinsehen auf Probleme, die zunaechst sehr wenig mit dem Netz, noch weniger mit Outsourcing, viel mehr aber mit besagter Telekommunikation zu tun haben.

Trotz Schlagworten wie Facilities Management, Value Added Network Services oder Designed Network geht es den Anwendern, zumindest in Deutschland, in erster Linie um Kostenreduktion - weniger in puncto Administration, Software und Personal, sondern vielmehr bei den immens teuren Mietleitungstarifen der Telekom. Wenn dabei das schlechte Serviceangebot und die Behoerdenmentalitaet des Bonner Carriers umgangen werden kann, ist dies ein positiver Nebeneffekt - nicht mehr und nicht weniger.

Spaetestens jedoch, wenn wirklich kritische Punkte wie Management, Datenschutz, Vertragsgestaltung oder Personalabbau zur Diskussion stehen, ist in den meisten Faellen der Etikettenschwindel in Sachen Outsourcing perfekt. Dann regiert Schmalhans Kuechenmeister, sowohl beim Dienstleistungs-Appetit der Anwender als auch bei ihrer Auskunftsfreude. Haelt naemlich ein Projekt tatsaechlich, was der Name verspricht, bemueht man sich eilfertig, dies lediglich als Inanspruchnahme zusaetzlicher Services zu deklarieren - Help Desk und Rechenzentrums-Koppelung lassen gruessen.

Alle Beteiligten - Dienstleister wie Anwender - haben sich, wie es scheint, in dem Tohuwabohu der Termini und Services bequem eingerichtet.

Mehrwert bedeutet nicht zwangslaeufig Auslagerung, auch wenn der eigentliche Boom bei entsprechenden Dienstleistungen aufgrund der weiteren Internationalisierung der Maerkte noch bevorstehen duerfte. Zudem kehren die Anbietern allzugern unter den Teppich, dass derzeit jeder nur vom Defizit des anderen profitiert. Dies gilt fuer die grossen PTTs genauso wie fuer die traditionellen Value-Added-Service-Provider und privaten Newcomer. Bleibt die Frage nach den Anwendern. Diesen, so scheint es, kommt der Etikettenschwindel in Sachen Outsourcing gar nicht ungelegen, handelt man da doch frei nach dem Motto: Ein bisschen von hier und ein bisschen von da, vor allem jedoch nicht zuviel davon reden. gh