IT-Fachkräftemangel

Ethische Aspekte gewinnen an Bedeutung

12.11.2008
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
CIOs haben Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. Dabei kommt es nicht nur auf Fachkompetenz, sondern auch auf die moralische Einstellung der Bewerber an.

Die Krise veranlasst die Unternehmen, ihre IT-Ausgaben neu zu strukturieren. Laut einer Umfrage der Society for Information Management (SIM) unter 231 IT-Verantwortlichen wollen die CIOs vor allem ihre Offshore-Aktivitäten verstärken, um die Kosten zu senken. Im laufenden Jahr geben die Unternehmen im Schnitt 3,3 Prozent des IT-Budgets für diesen Bereich aus. 2009 werden es der Umfrage zufolge 5,6 Prozent sein.

Auch der anhaltende Fachkräftemangel spielt beim Offshoring eine Rolle. Qualifizierte IT-Leute werden nach wie vor händeringend gesucht, vielen Unternehmen bleibt gar nichts anders übrig, als im Ausland zu rekrutieren. Wichtigste Einstellungsvoraussetzung für Jobs auf der unteren und mittleren Ebene ist für CIOs dabei nicht die Fachkompetenz, sondern die moralische Einstellung der Bewerber. Prozentangaben liegen nicht vor, laut SIM wurde dieses Kriterium aber mit Abstand am häufigsten genannt.

Offenbar sind die CIOs zunehmend besorgt angesichts Risiken, die die eigenen Mitarbeiter vor allem im Security-Bereich verursachen, beobachtet Jerry Luftman, Vice President der SIM und Professor am Stevens Institute of Technology in Hoboken. "Das Thema Moral ist zurzeit in aller Munde. Für IT-Verantwortliche hat es absolut Vorrang." So musste Paul Major, CIO beim Skihersteller Aspen Skiing, zwei Mitarbeiter seiner 20-köpfigen IT-Abteilung entlassen, weil sie "nicht die Grundprinzipien vertraten, die wir für unser Team und das gesamte Unternehmen aufgestellt haben." Im Vorstellungsgespräch achte er daher mittlerweile genau darauf, "wie die Bewerber gekleidet sind und wie sie sich präsentieren."

Auf die Größe der IT-Abteilung hat die Krise bislang keine nennenswerten Auswirkungen. Einer Umfrage, die SIM im Juni dieses Jahres betrieben hat, wollen lediglich 15 Prozent der CIOs die Zahl ihrer Mitarbeiter im kommenden Jahr verringern. Zwar haben sich die Bedingungen seitdem stark verschlechtert. Luftman glaubt jedoch nicht, dass die Ergebnisse heute anders ausfallen würden. "Zum einen war ja schon im Juni damit zur rechnen, dass sich die Situation weiter verschärfen wird." Zum anderen gäben die IT-Verantwortlichen das Geld heute "proaktiver" als beim letzten Abschwung im September 2001: "Statt um Entlassungen wird es eher darum gehen, wie hoch die Gehaltserhöhung aus fällt - oder ob es überhaupt eine gibt", so Luftman.