ESA verändert Anforderungen an SAP-Profis

24.02.2006
Von Manuel Okroy

Das flexible Frontend

Auch in puncto Benutzerschnittstellen müssen Entwickler und Berater umdenken und das Frontend radikaler als bisher vom Geschäftsprozess samt der darunter liegenden Anwendung trennen. "Die User Interfaces können Web-Browser sein, aber auch mobile Endgeräte, sogar Handys. Hierfür sind Java- oder Dotnet-Kenntnisse unabdingbar. Die Zukunft heißt also Abap plus Web-Standards", so Jäckel.

Thomas Jenewein, SAP: "Bei Einführungs- und Migrationsprojekten sollte nicht die Vorliebe für einen Anbieter entscheiden."
Thomas Jenewein, SAP: "Bei Einführungs- und Migrationsprojekten sollte nicht die Vorliebe für einen Anbieter entscheiden."

Der Entwickler von heute kann auf seinem vorhandenen Modulwissen aufbauen. Aber er benötigt vor allem Verständnis für den Geschäftsprozess, den er abbilden soll. Im Zuge der Service-orientierten Architektur werden zunehmend mehr vorgefertigte Funktionsengines als Enterprise Services verfügbar sein. Berater und Entwickler müssen also erst einmal sehen, welche Services schon vorhanden sind, um gewünschte Funktionen abzubilden. Sie werden zu prüfen haben, wie sich die betriebswirtschaftlichen Anforderungen über diese Funktions-Engines abbilden, wie sie sich auf vorhandene Services mappen lassen. Kunden und Berater werden in der Lage sein, die von SAP ausgelieferten Services flexibel zu erweitern, ohne gleich modifizieren zu müssen. Der bisherige Berater oder Entwickler werde so zum Softwarearchitekten, der Technologie- und Prozess-Know-how zu verbinden weiß. "Die Komposition oder neudeutsch Orchestrierung der vorhandenen Services erfordert neues Know-how", ergänzt Thomas Jenewein, ebenfalls von SAP KPS.

Web-Standards und XML gehören zum Handwerkszeug

Einen herkömmlichen Währungsumrechner oder einen Stammdatenverbucher etwa, beliebt und von vielen Modulen verwendet, entwickeln viele Anwender selbst. Solche Funktionen sind zukünftig als (Software-)Services von SAP zu beziehen und können von Anwendungen für Human Resources ebenso verwendet werden wie vom Finanz- oder Logistik-Management. Wer diese generische Engine kennt und weiß, wo sie zu finden ist, spart seinem Auftraggeber bares Geld. Und macht sich auch in Zukunft unverzichtbar.

Jäckel und Jenewein sind denn auch überzeugt, dass der bisherige Modulbezug der SAP-Experten in einer ESA-Zukunft zwar weiterhin wichtig, aber von geringerer Bedeutung sein wird. "In Zukunft müssen Services orchestriert werden, und hierbei stehen die Ebene der generischen Funktionen eines Geschäftsprozesses und - separat davon - das Nutzer-Interface im Vordergrund", postuliert Jäckel. "Durch Services werden deren Funktion und die dafür erforderliche Schnittstelle voneinander entkoppelt. Das ist eine weitere wichtige Veränderung gegenüber der bisherigen Vorgehensweise und Programmierung."