Elektronischer Personalausweis

"Es wird völlig neue Geschäftsmodelle geben"

20.10.2011
Von Johannes Klostermeier

CIO.de: Der Chip ist aber generell da?

Sauer: Ja, der Chip ist da, die Spezifikation ist da, alle signalisieren auch Bereitschaft und Interesse, es war eigentlich daran gedacht, das noch vor dem Weihnachtsgeschäft zu starten. Ich habe da aber die Hoffnung verloren. NFC-Geräte wird es wohl erst im nächsten Jahr geben. Dann wäre auch jeder Bürger mit einem Lesegerät für den Haushalt ausgestattet. Wir müssen warten, was kommt. Da sind große Player mit dabei, es geht um die Neuverteilung des Markts, das aber ist große Politik. Nicht nur die Mobilfunkprovider, auch Google will da mitmachen.

CIO.de: Gibt es denn Zahlen, wie viele Bürger den neuen Ausweis online nutzen?

Konkrete Zahlen, wie viele Ausweise online genutzt werden, sind nicht bekannt.
Konkrete Zahlen, wie viele Ausweise online genutzt werden, sind nicht bekannt.

Bruntsch: Dazu sind mir keine Statistiken bekannt. Da müsste man die Anwender direkt befragen. Zur Online-Anschaltung gibt es nur Schätzwerte.

CIO.de: Die qualifizierte digitale Signatur kann man sich ja noch nicht auf den Ausweis laden, oder?

Bruntsch: Das ist richtig. Die qualifizierte digitale Signatur kommt erst in Phase Zwei. Man kann sie derzeit noch nicht nutzen. Das wird erst im nächsten Jahr kommen. Es sind aber Projekte dazu in der Testphase. Zum Beispiel ist E-Government Hessen mit der Bundesdruckerei dabei. Auch wir haben ja die Ausweis-App als alternativen Ausweis-Client entwickelt und haben dort die Signaturfunktion schon eingebaut und auch an der Testphase teilgenommen. Das funktioniert wunderbar: Man kann sich das Signaturzertifikat auf den Ausweis laden, auf dem Chip speichern und so dann Dokumente signieren. Es gibt auch noch keine Preise von Seiten der Trustcenter. Aber es soll zum Beispiel Kurzzeitzertifikate für 24 oder 48 Stunden geben, die dann wesentlich preiswerter sind.

Nutzung wird alltäglich wie die Kreditkarte

CIO.de: Sie sind zufrieden mit dem Erfolg des neuen Ausweises?

Bruntsch: Ja, wir sind zufrieden. Wir haben die Ageto-Ausweis-App entwickelt, die technisch mit Abstand die beste ist. Wir haben das Ageto-eID-Gateway als Schnittstelle entwickelt, damit kann man schnell und transparent Online-Anwendungen an eID-Server anschließen. Und wir haben einen eigenen eID-Server entwickelt. Das wird stark nachgefragt. Ich bin mir sicher, dass wir in zwei Jahren nicht mehr darüber nachdenken, ob man den Ausweis online verwendet.

Es wird so sein, dass das so alltäglich wird wie heute die Nutzung der Kreditkarte. Es gibt auch immer mehr große Unternehmen, die mitmachen. Es wird bald Anwendungen geben, die täglich von allen Bürgern verwendet werden. Daran wird gearbeitet. Die Nutzung des Ausweises ist derzeit noch in der Konzeptionsphase, aber es wird auch völlig neue Geschäftsmodelle geben, an die man vor einem Jahr noch gar nicht gedacht hat. Es war klar, dass der neue Ausweis nicht sofort einschlägt wie eine Bombe.