Smartphones für Business und Privates

Es muss nicht immer ein iPhone sein

20.07.2011
Von  , Jakob Ginzburg und


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.

Nokia N9: Schön, aber nicht strategisch

Die Presse staunte nicht schlecht, als Nokia Mitte Juni nach langem Warten das fast schon sagenumwogene "N9" vorstellte. So ließen sich die Finnen in der dazugehörigen Pressemitteilung über Details wie Bedienung, Design, Farbauswahl, Speicher sowie allgemein Hardware- und Multimedia-Ausstattung aus. Was fehlte, war dagegen die Information über das zugrunde liegende Betriebssystem MeeGo. Der Grund dafür ist einfach: Nokia-CEO Stephen Elop hatte im Februar die Entscheidung bekannt gegeben, künftig auf Windows Phone 7 als Betriebssystem zu setzen. Damit wurde nicht nur das alteingesessene Symbian aufs Abstellgleis geschickt. Auch die in Kooperation mit Intel als Antwort auf iOS und Android entwickelte MeeGo-Plattform war plötzlich ein Auslaufmodell, was innerhalb und außerhalb des Unternehmens einiges Unverständnis hervorrief.

Wie die technischen Details und erste Kurztests belegen, muss sich das Nokia N9 keineswegs vor der Konkurrenz verstecken. Optisch geht das reine Touchscreen-Smartphone nicht nur mit seinem aus schwarz-, cyan- oder magentafarbigem Polycarbonat gefrästen Gehäuse eigene Wege. Das 135 Gramm leichte N9 besitzt außerdem keinen physikalischen oder virtuellen Knopf. Auf der Vorderseite dominiert das 3,9 Zoll große Amoled-Display mit einer Auflösung von 854 mal 480 Pixel.

Nokia erreicht 1-Gigahertz-Zeitalter

Anders als viele Highend-Smartphones besitzt das MeeGo-Flaggschiff "nur" eine Single-Core-CPU mit 1 Gigahertz Taktung, die auf 1 GB RAM zugreifen kann. Für Daten stehen je nach Modell 16 oder 64 GB interner Speicher zur Verfügung. Das N9 besitzt zwei Kameras, bei dem Modul auf der Rückseite handelt es sich um ein videofähiges Acht-Megapixel-Objektiv von Zeiss mit Autofokus und zweifachem LED-Licht. Zur Ausstattung zählen WLAN, Bluetooth 2.1, (A)-GPS und NFC-Unterstützung. Der Akku hat eine Kapazität von 1450 mAh.

Als Plattform nutzt das N9 das aus Maemo (Nokia) und Moblin (Intel) hervorgegangene Linux-Betriebssystem MeeGo, genauer Version 1.2 (Harmattan). Das System besitzt drei virtuelle Startbildschirme, zwischen denen sich der Nutzer durch vertikale Wischbewegungen hin- und herbewegt.

Dabei listet einer der drei Homescreens die installierten Programme auf, während die zweite Ansicht wahlweise vier oder neun laufende Anwendungen in kleinen Fenstern zeigt. Der dritte Startbildschirm wiederum stellt Informationen aus sozialen Netzwerken oder eingehende Mails dar.

Das N9 geht mit einer Reihe von vorinstallierten Apps an den Start. Dazu zählen Clients für Twitter, Skype oder Facebook, die Navigationslösung "Nokia Maps" sowie Programme wie "Accuweather" oder "Angry Birds". Daneben hofft Nokia, dass Programmierer über die Entwicklungsumgebung Qt Apps für das N9 erstellen.

Fazit:

Dank schickem Design, adäquater Hardware und einer einfachen und klaren Benutzerführung hat das auf MeeGo basierende N9 gute Chancen, sich gegen die konkurrierenden Smartphones zu behaupten. Allerdings hat sich Nokias Geschäftsleitung inzwischen auf Microsofts Betriebssystem Windows Phone festgelegt. Man darf gespannt sein, mit welcher Entschlossenheit die Finnen ihr ab Herbst verfügbares MeeGo-Modell jetzt noch in den Markt drücken.