Kritische Stimmen auf der Tagung der IBM-User Group:

"Es kann sich keiner leisten, Downsizing noch zu ignorieren"

30.04.1993

"Die Zeiten des pure blue sind schon lange vorbei", charakterisiert Dietmar Erwin, President von Share Europe, auf der diesjaehrigen Fruehjahrstagung die Multivendor-Umgebung der meisten Big-Blue-Anwender.

Share sieht sich als Interessensvertretung der IBM-Anwender und moechte direkten Einfluss auf die IBM nehmen. Gefordert sind vor allem Loesungen im Client-Server-Bereich. Share-President Erwin kommentiert: "Hier wird viel geredet, aber zuwenig getan." Zu dem notwendigen Wandel der IBM aeussert er sich sehr vorsichtig: "Die schlechte wirtschaftliche Lage hat den Prozess in Richtung Offenheit sehr beschleunigt. Das betrifft nicht nur die technische Seite, sondern auch die Informationspolitik."

Dabei muessten die Armonker aber von Grund auf umdenken. Vor allem das Kosten-Nutzen-Verhaeltnis werde von den Anwendern immer kritischer durchleuchtet. Ob es in dieser Landschaft ueberhaupt noch Platz fuer den Mainframe gibt, ist fuer Erwin fraglich: "Wenn beim Grossrechner die Relation zwischen Preis und Leistung in fuenf Jahren immer noch dieselbe ist wie jetzt, hat der Host keine Chance mehr."

Auch bei dem Eroeffnungsreferat stand die zweifelhafte Zukunft des Mainframes im Vordergrund. Dabei nahm Mike Armstrong, DV- Verantwortlicher der Air Sal Leasing Inc., folgendermassen Stellung: "Beim Thema Downsizing ziehen viele Altgediente den Kopf ein und hoffen, dass sie bis zur Pension mit ihrem Host-Konzept durchhalten. Das funktioniert aber nicht mehr. Es kann sich keiner leisten, Downsizing noch zu ignorieren."