RISC-Technologie vergrößert Einsatzgebiet

Erweiterungskarte verwandelt DOS-PC in einen Unix-Rechner

21.12.1990

LAS VEGAS/HOFHEIM-WALLAU (jm) - Wer einen Dos-Rechner gekauft hat, muß sich trotzdem nicht auf die CISC-Architektur etwa der Intel-CPUs beschränken: Opus Systems Commercial Systems Group bietet Erweiterungskarten an, mit denen sich ein PC in einen RISC-basierten Unix-Rechner umwandeln läßt.

Opus trat auf der Comdex neben Herstellern von Sparc-Clones wie etwa Compuadd, DTK Computers, Chicony, Hyundai oder Tatung gleich mit einer ganzen Reihe von Sparcbasierten Produkten an.

Mit der "Serie 500 Personal Mainframe" stellten die Kalifornier eine Erweiterungs-Karte vor, die für PC-Benutzer von besonderem Interesse ist. Mit ihr ist es möglich, Intel-DOS-Rechner in eine Sparc-Unix-Workstation umzuwandeln.

Die Karte für einen AT-Steckplatz läuft unter dem Sun-OS-Betriebssystem und DOS. Auf dem Board aufgebracht sind die Sparc-CPU, acht Simm-Speicher-Sockel sowie zwei Sbus-Erweiterungs-Steckplätze. Standard-VGA wird unterstützt, und geschrieben werden kann sowohl mit einer üblichen PC/AT- als auch mit einer Sun-Tastatur.

Zu dem Hardware-Angebot gesellt sich die Software: Neben Sun-OS 4.1 sind das die Betriebssystem-Utilities sowie die Unterstützung von NFS und TCP/IP und ein C-Compiler.

Für deutsche PC-Benutzer von Interesse ist eine alternative Hardware-Erweiterung, die ebenfalls Opus entwickelt hat und die von der Edias Software International aus Hofheim-Wallau vertrieben wird: Die "Serie-400-PM"-Karte verhält sich analog zur Sparc-Board-Lösung, jedoch arbeitet sie mit der Motorola-RISC-CPU 88000. Die Karte kann sowohl in IBM-kompatible PCs als auch in einigen Mikrokanal-Maschinen von Big Blue selbst zum Einsatz kommen.

Der RISC-Chip übernimmt in dem erweiterten PC-System alle Systemfunktionen, während der ursprüngliche Prozessor die I/O-Arbeiten regelt. Nach Angaben von Edias können DOS- und Unix-Anwendungen simultan laufen. Opus hat die Funktionalität sowohl des DOS- als auch des Unix-Betriebssystems so erweitert, daß es dem Benutzer möglich ist, Dateien zwischen den beiden Systemwelten auszutauschen. Befehle und Programme sollen nach Aussagen von Edias vom jeweils anderen Betriebssystem vollständig übernommen und ausgeführt werden können. Außerdem kann der Anwender per Hot-Key-Funktion von einem zum anderen Betriebssystem wechseln.

An Software steht dem Benutzer AT&Ts Unix System V mit allen Befehlen, Dienst- und sonstigen Hilfsprogrammen sowie ein C-Entwicklungssystem zur Verfügung. Das Real-Time-I/O-Exekutivprogramm übernimmt die Kommunikation zwischen dem Unix-Kern und allen Peripheriegeräten auf dem PC-Bus, eine Peripheriesteuerungs-Bibliothek dient der Unterstützung von seriellen Schnittstellen-Karten, diversen Speichermedien und dem Anschluß von Ethernet-Boards.

Außerdem werden die X-Window-Software sowie Treiber für Hercules-, EGA-, VGA- und monochrome hochauflösende Display-Systeme mitgeliefert. Programme, die für die Berkeley-Unix-Umgebung geschrieben wurden, lassen sich compilieren und dann einsetzen. Features aus der Berkeley-Umgebung sind im AT&T-System mitenthalten.

Opus stellte darüber hinaus ihre zu Sparcstations völlig kompatible Workstation-Linie "Personal Mainframe/5000" vor, bei der es sich um Server- und Workstation-Modelle handelt. Neu in der Reihe ist die "Personal Mainframe/5120"-Workstation mit 16 Simm-Ports, drei Sbus-Erweiterungsplätzen und Sun-OS 4.1, Sunview 1.8, NFS-sowie TCP/IP-Unterstützung und einem C-Compiler.

Bei "Opusengine" handelt es sich um ein Angebot, das sowohl eine Sun-Sparc-Mutterplatine als auch das Unix-Betriebssystem "Sun-OS" umfaßt. Mit "Opuskit" bietet das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino ein Hard- und Softwareset an, für das Hersteller, Systemintegratoren und OEMs Lizenzen erwerben können und das alle zum Bau einer kompletten Sun-Sparcstation benötigten Hard- und Softwarekomponenten zur Verfügung stellt.

Das von Edias vertriebene Motorola-Board ist ab sofort erhältlich und kostet etwa 11 400 Mark.