Erweiterung des Spec-1170-Standards Gros der Hersteller einigt sich auf die 64-Bit-Zukunft von Unix

25.08.1995

MUENCHEN (CW) - Die IT-Branche will einen Markt fuer 64-Bit-Systeme schaffen. Zu diesem Zweck haben sich jetzt ueber 50 Hersteller auf einen entsprechenden Schnittstellen-Standard fuer das Unix- Betriebssystem geeinigt. Damit ueberholen die Anbieter technologisch die Microsoft-Betriebssysteme, die bisher bestenfalls auf 32 Bit (Windows 95 und Windows NT) ausgelegt sind.

Der Vorteil von 64-Bit-Systemen liegt vor allem in der Geschwindigkeit. So soll ein Prozessor in einem Taktschritt kuenftig 64 Bit Informationen verarbeiten koennen statt 32. Der Bedarf nach dieser Leistungssteigerung ist bislang jedoch gering, da von den namhaften Rechnerherstellern lediglich DEC und demnaechst die IBM mit dem Power-PC-Modell 620 64-Bit-Systeme ausliefern. Daher gibt es nur wenige Anwendungen fuer die schnelle 64-Bit-Architektur. Das soll sich mit der jetzigen Initiative aendern.

Die Einheitlichkeit der fuer Ende dieses Jahres in Aussicht gestellten Spezifikation der Anwendungsprogrammier-Schnittstellen (APIs) fuer kuenftige 64-Bit-Unix-Derivate soll die Entwickler dazu verlocken, Software fuer diese Betriebssysteme zu schreiben. Von Bedeutung ist dabei, dass die neuen APIs nach Auskunft der Initiatoren lediglich eine Erweiterung und Harmonisierung der bisherigen Unix-Standards darstellen, vor allem des als Einheits- Unix bekannten Spec 1170. Das bedeutet, dass fuer das 64-Bit-API-Set entwickelte Software mit geringem oder gar, so die Plaene der Initiatoren, ohne Aufwand auf beliebige Unix-Zielsysteme portiert werden kann und wichtiger noch, dass sich die Spec-1170-konformen 32-Bit-Anwendungen weiterverwenden lassen.

Die breite Unterstuetzung von ueber 50 Anbietern signalisiert zudem, dass die Unix-Branche angesichts des Konkurrenten Microsoft ihre nahzu sprichwoertliche Zerstrittenheit ueberwunden hat.

Die API-Standardisierung soll in drei Schritten erfolgen. Nach den fuer Ende dieses Jahres angekuendigten Basis-Spezifikationen wollen die Beteiligten bis Mitte 1996 klaeren, wie die Kommunikation in unternehmensweiten Netzen geregelt wird. Vorgesehen sind Funktionen wie OSFs Distributed Computing Environment (DCE) oder Suns Open Network Computing (ONC) sowie Backup- und System- Management. Schliesslich soll noch ein einheitliches Modell fuer 64- Bit-Programmierung und -Datendarstellung mit der Sprache C hinzukommen. All diese Spezifikation werden zur endgueltigen Standardisierung an das X/Open-Konsortium weitergereicht.