Erstmals nach Boersengang mit Quartalsverlust Sybase bewegt sich nach steilem Aufstieg in flacherem Gelaende

26.05.1995

DUESSELDORF (CW/IDG) - Mit den Ergebnissen im ersten Quartal 1995 enttaeuschte die Sybase Inc. die Analysten: Der Umsatz lag mit 216 Millionen Dollar unter deren Erwartungen. Statt eines Gewinns wies der Datenbankanbieter einen Nettoverlust in Hoehe von 17,4 Millionen Dollar aus.

"Wir sind enttaeuscht ueber die Resultate in diesem Quartal", machte Mark Hoffman, Chairman und CEO von Sybase, aus seiner Stimmung keinen Hehl. Erstmals seit der Boerseneinfuehrung schloss der Datenbank-ersteller ein Quartal mit einem Minuszeichen vor dem Ergebnis ab: 17,4 Millionen Dollar betrug der Nettoverlust in den ersten drei Monaten des aktuellen Geschaeftsjahres, laut Sybase hervorgerufen durch eine einmalige Vorsteuerleistung in Hoehe von 25 Millionen Dollar, die im Zusammenhang mit der Powersoft- Uebernahme anfiel. Ohne diese Ausgaben haette der Reingewinn 3,4 Millionen Dollar betragen. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres waren 13,9 Millionen Dollar uebriggeblieben. Der Umsatz lag zwar mit 216 Millionen Dollar 32 Prozent ueber dem im ersten Quartal 1994 erzielten Betrag von 163 Millionen Dollar, die Analysten hatten jedoch mit 235 Millionen Dollar gerechnet. In die Quartalszahlen mit eingeflossen waren auch die Einnahmen der Powersoft Corp., deren Kauf zum 13. Februar 1995 unter Dach und Fach war. "Die Business-Units Nordamerika und Europa erzielten nicht den erwarteten Lizenzumsatz", kommentierte Hoffman.

Einen Grund sieht der CEO im angekuendigten System 11 des Datenbank-Management-Systems "SQL Server", das ueber bessere Multipro- cessing-Faehigkeiten verfuegen soll als die derzeit verfuegbare Version. Diese Aussicht auf ein neues Release hielt Kunden offenbar vom Erwerb des aktuellen System 10 ab, dessen Performance bei mehr als vier Prozessoren angeblich zu wuenschen uebrig laesst. Negativ hat sich Branchenkennern zufolge auch die fehlende Unterstuetzung der Anwendungen von SAP und Peoplesoft ausgewirkt. Laut Hoffman sei mit der Portierung von R/3 allerdings nicht vor dem naechsten Jahr zu rechnen. Wie die CW- Schwesterpublikation "Computerworld" berichtet, liegt der Haken im System 10, das kein Row-level-locking ermoeglicht, eine Sperrfunktion, die SAP benoetigt und die fruehestens von System 11 geboten wird.

Marktbeobachter kritisieren die langsame Reaktion des Datenbankanbieters. "Sybase braucht von den wichtigen Anbietern am laengsten, bis erforderliche Erweiterungen der Datenbank kommen", bemaengelt John Jones, Analyst bei der Salomon Brothers Inc., San Franzisko. Die Zeiten, in denen pro Quartal Wachstumsraten von 65 Prozent oder mehr erzielt wurden, seien deshalb wahrscheinlich vorbei. Jones: "Je groesser das Unternehmen wird, desto haerter wird es, in bezug auf Einnahmen und Profit so ein Tempo vorzulegen." Hoffman klingt allerdings zuversichtlich. Er geht davon aus, im Geschaeftsjahr 1995 mit Hilfe von System 11 die Ein-Milliarden- Dollar-Marke zu ueberschreiten.