Groupware-Produkt für Intranet-Terminals

Erste NC-Anwendung: Oracle heftet sich an die Fersen von Lotus

28.06.1996

Oracle lanciert das Softwareprodukt als Werkzeug für den Austausch und die Verwaltung von Informationen über jede Form von Netz hinweg. Dazu zählt der Anbieter ausdrücklich das World Wide Web und die Intranets genannten unternehmenseigenen WWW- Implementierungen. Gegenüber der US-Presse bezeichnete Chief Executive Officer Larry Ellison das neue Produkt als die "hauptsächliche Schnittstelle für den NC". Die Software werde die Anwender unter anderem mit "Multimedia-E-Mail"-Funktionalität versorgen.

Mitbewerber fürchten proprietären Ansatz

Inter Office baut auf dem "Universal Server" auf, der jüngsten Version des Oracle-eigenen Datenbank-Management-Systems. Die voraussichtlich ab Mitte August lieferbare Anwendungssoftware erlaubt - neben dem Austausch von E-Mails - auch die gemeinsame Arbeit an Dokumenten. Bestandteil der Applikation sind zudem Entwicklungswerkzeuge sowie Zeitplanungs- und Directory-Dienste. Last, but not least ist Inter Office für den Aufbau von Intranets konzipiert, die dazu dienen sollen, Dokumente innerhalb des Unternehmens zu verteilen und zu verfolgen.

Der Zugang zu Inter Office ist, so Oracle, mit jedem Web-Browser möglich. Da die Software auf einem Datenbank-Server basiert, kann sie auch von Geräten ohne eigene Speicherkapazität genutzt werden - von NCs, Zweiwege-Pagern, PDAs und Bildschirm-Telefonen. Selbstverständlich lassen sich aber auch Windows-PCs, Unix-Rechner und Macintoshes als Inter-Office-Terminals verwenden.

Nach Ansicht des Marktforschungsunternehmens Aberdeen Group ist Oracle mit diesem Produkt dem Markt um mindestens ein halbes Jahr voraus. Kritisch reagierten hingegen die Mitbewerber auf die Ankündigung. "Für uns sieht es so aus, als habe Oracle hier sein proprietäres Office-Produkt schnell und billig aufgepeppt", schimpfte Atri Chatterjee, bei der Netscape Communications Corp. für die Server-Produkte verantwortlich. "Oracle versucht verzweifelt, seine teuren Legacy-Produkte um die offenen Internet- Standards herum zu positionieren." Der Vorstoß des Softwareriesen richtet sich aber nicht nur gegen die jungen Internet-Softwerker, sondern auch gegen den derzeitigen Groupware-Marktführer Lotus Development, der sein Produkt "Notes" neuerdings ebenfalls als Softwarewerkzeug für Intranets vermarktet. Auch dem Messaging- Server "Exchange" von Microsoft dürfte Inter Office Konkurrenz machen.

Ellison reklamiert für sein Produkt gegenüber dem Mitbewerb einen Vorteil, der in der Integration von Internet- und - konventioneller - Datenbanktechnologie bestehe. Einen Pluspunkt sieht er auch in dem integrierten Software-Agenten mit der Bezeichnung "Con Text". Dieses mit "künstlicher Intelligenz" ausgestattete Feature soll jede Message lesen und für den Anwender zusammenfassen sowie kategorisieren. Leider versteht es derzeit nur Englisch. Eine Ausführung für Japanisch befindet sich laut Oracle aber schon im Betatest. Versionen für Deutsch, Französisch und Spanisch sollen folgen.