Erste Eindruecke von Presentations 3.0 fuer Windows Mit ausgefeilten Grafik-Tools die Praesentationen aufwerten

20.01.1995

Von Michael Matzer*

Die Novell Applications Group Wordperfect will ihr Praesentations- und Grafikprogramm "Presentations 3.0 fuer Windows" im laufenden Monat sowohl als Stand-alone-Loesung wie auch als integrierte Komponente der Suite "Perfect Office" anbieten. Besonders bei den Tools zur Grafikbearbeitung laeuft das Programm den Konkurrenzprodukten "Powerpoint" (Microsoft), "Freelance Graphics" (Lotus) und "Harvard Graphics" (SPC) offensichtlich den Rang ab.

Aufgrund der Integration der Praesentationssoftware in das Office- Paket musste die aktuelle Version 2.0 von Presentations komplett auf die Erfordernisse der neuen Perfect-Fit-Umgebung abgestimmt werden. Um Plattenspeicher zu sparen, nutzt das Modul wie fast alle Wordperfect-Anwendungen gemeinsame Ressourcen fuer das Zeichenmodul, den Datei-Manager, Quick Correct, die Rechtschreibpruefung, das Synonymwoerterbuch und die Grammatikpruefung.

OLE 2.0 als Client und Server garantiert Zusammenspiel

Ueber die Unterstuetzung von OLE 2.0 als Client und Server erlaubt das Programm ein gutes Zusammenspiel innerhalb der Programm- Sammlung sowie mit Fremdapplikationen. Programmablaeufe lassen sich mit der anwendungsuebergreifenden Makrosprache Perfectscript steuern, die Arbeitsschritte und Makros werden als sogenannte Quick Tasks auf dem Desktop abgelegt oder im Office-Manager (Desktop Application Director = DAD) gestartet.

Dem Einsteiger praesentiert sich ein Auswahldialog, in dem alle weiteren Schritte geplant werden koennen. Unter anderem steht ein "Show-Experte" zur Seite, um den Inhalt einer Praesentation zu gestalten - je nachdem, ob die Dia-Show informieren, ueberreden, lehren oder nur begruessen soll. Dieser Experte unterbreitet Vorschlaege fuer eine Gliederung und liefert ausfuehrliche Beschreibungen.

Diverse Trainer unterstuetzen beim Erledigen spezifischer Arbeitsschritte. Dabei werden keine Testdaten verwendet, sondern real benoetigte Informationen, so dass der Anwender wirklich arbeitet und keine Zeit verschwendet. Das Bearbeiten von Text und Diagrammen wurde vereinfacht, da jetzt ein Doppelklick genuegt, um ein Objekt direkt manipulieren zu koennen (In-place-Editing). Fuer den Umstieg von anderen Praesentationsprogrammen gibt der "Upgrade- Experte" Tips.

Ueber geeignete Filter lassen sich Harvard- und Powerpoint- Praesentationen importieren. Mit dem sogenannten Outliner kann man aehnlich wie in Powerpoint 4.0 vorgefertigte Gliederungen aus einem Textprogramm - hier ist es Wordperfect (fuer DOS oder Windows) - wiederverwenden.

Zu den Soundfaehigkeiten von Version 2.0 ist nun die Unterstuetzung von Windows-Videos (AVI-Files) und Animationen (FLI-Files) ueber OLE 2.0 hinzugekommen. Bilder lassen sich direkt als Pixelgrafik einscannen, mit 13 Filtern bearbeiten und sogar vektorisieren - das sind fuer ein handelsuebliches Praesentationsprogramm ausgesprochen vielseitige Moeglichkeiten.

Weitere Werkzeuge erlauben dem Anwender, den Objekten (Text, Bild, Clipart) zum Beispiel Tiefe in Form von 3D-Effekten zu verleihen, sie in einen bestimmten Blickwinkel zu stellen oder auf unterschiedliche geometrische Gestalt zu bringen (Quickwarp- Funktion: Text windet sich zum Beispiel um eine Kugel). Ueber Masterschablonen, von denen Presentations 65 Stueck anbietet, werden Vorlagen pixelweise modifiziert, so dass etwa ein Firmenlogo mit dem Hintergrund verschmilzt. Derzeit gibt es noch kein Konkurrenzprodukt mit diesen Funktionen auf dem Markt.

Die Faehigkeit zum Desktop-Conferencing in Echtzeit ueber Intels Proshare besitzt ausser Presentations 3.0 nur noch Harvard Graphics 3.0 der Harvard Graphics Corporation. Eine Arbeitsgruppe kann ueber das Obex-Interface (Obex = Object Exchange in LANs und WANs) miteinander kommunizieren sowie mit Hilfe von Groupwise 4.1 oder anderen MAPI-kompatiblen Mail-Systemen ueber das Netzwerk E-Mail- Nachrichten austauschen. Durch die Unterstuetzung der Open- Document-Schnittstelle ODMA sind die Dokumente von einem Verwaltungssystem wie etwa von Soft Solutions lesbar.

Die Zielgruppe fuer Presentations 3.0 steckt die Novell-Tochter Wordperfect vom Einsteiger bis zum Praesentationsprofi ab. Unter den derzeit verfuegbaren Konkurrenzprodukten weist die 400 Mark teure Software die leistungsfaehigsten Grafikbearbeitungsfunktionen auf, waehrend die Zeichen-, Chart- und Textfunktionen vergleichbar mit den Produkten anderer Hersteller eher im oberen Durchschnitt liegen.

* Michael Matzer ist freier Fachjournalist in Herrsching bei Muenchen.