Erste Betriebsratswahl bei SAP mit hoher Wahlbeteiligung

22.06.2006
Die erste Wahl eines Betriebsrats in der Unternehmensgeschichte des Softwareriesen SAP ist auf reges Interesse gestoßen.

Knapp 65 Prozent der Beschäftigten gaben am Mittwoch ihre Stimme ab, wie ein Sprecher am Abend in Walldorf bei Heidelberg berichtete. Knapp 10.800 Mitarbeiter in Deutschland waren dazu aufgerufen, unter mehr als 400 Kandidaten auf zehn Wahllisten die Mitglieder der Arbeitnehmervertretung zu küren.

Seit der Gründung des Unternehmens 1972 hatten Vorstand und Belegschaft einen Betriebsrat stets abgelehnt. Bisher hatten acht Arbeitnehmervertreter im 16-köpfigen Aufsichtsrat auch die Interessen der Belegschaft vertreten. Nach dem Betriebsverfassungsgesetz ist ab fünf ständig Beschäftigten eine organisierte Arbeitnehmervertretung vorgesehen. Europas führender Softwarekonzern hat in Deutschland knapp 14.000 Mitarbeiter, weltweit sind es mehr als 36.000. SAP ist der letzte unter den 30 DAX-Konzernen ohne Betriebsrat.

Mit 16 Betriebsrats-Mitgliedern stellt die Liste "Wir für Dich" künftig die meisten der insgesamt 37 Arbeitnehmervertreter. Die Liste "MUT" kam auf elf Plätze, "Die Unabhängigen", "ABS" und "Pro Betriebsrat" auf jeweils drei. In der Liste "Pro Betriebsrat" waren - neben Mitgliedern der IG Metall und der Gewerkschaft ver.di - drei Beschäftigte angetreten, die die Wahl gegen den Widerstand ihrer Kollegen durchgesetzt hatten. Einen Betriebsrat stellt "TEAM", vier Listen dürfen kein Mitglied in das Gremium entsenden. Mit 37 Mitgliedern, von denen zwölf dauerhaft freigestellt werden, ist der SAP-Betriebsrat so klein wie gesetzlich nur irgend möglich.

Noch Anfang März hatten 91 Prozent der Beschäftigten gegen die Wahl eines Betriebsrats gestimmt. Trotz der Absage ihrer Kollegen waren drei Mitarbeiter, die zugleich Mitglied der IG Metall sind, vor das Mannheimer Arbeitsgericht gezogen, um das Gremium durchzusetzen. Der Unternehmensvorstand gab daraufhin seinen Widerstand auf. Bei einer weiteren Betriebsversammlung Ende März stellten die Beschäftigten die Weichen zur Gründung einer Arbeitnehmervertretung. (dpa/tc)