Erste Ausblicke auf Office 12

24.05.2005
In Ankündigungen gaben Microsoft-Manager vorsichtige Hinweise auf die nächste Version der Bürosoftware.

Zwei Jahre nach der Freigabe von Office 2003 ließ das Softwareunternehmen nun einige Informationen zur Nachfolgeversion durchsickern. Dabei legten sich weder Bill Gates noch sein Vice President Chris Capossela auf einzelne Funktionen fest, sondern beschrieben nur die allgemeine Ausrichtung des Büropakets.

Angesichts seiner verstärkten Aktivitäten im Markt für Collaboration-Software überrascht es nicht, dass Microsoft diesen Aspekt bei Office 12 in den Vordergrund stellt. Eine wesentliche Rolle kommt dem "Office Live Communications Server 2005" zu. Es handelt sich dabei um einen Instant-Messaging- und Telefonie-Server, dessen Reichweite kürzlich mit dem Service Pack 1 über die Unternehmensgrenzen hinaus erweitert wurde. Er soll Office 12 mit der Anzeige des Online-Status von Mitarbeitern versehen und die Möglichkeit bieten, Kollegen per Chat oder VoIP zu kontaktieren. Die Integration von synchroner Kommunikation hat indes keinen exklusiven Charakter, Anbieter konkurrierender Systeme binden ihre Funktionen ebenfalls in die Office-Anwendungen ein. Dazu zählen etwa die meisten ECM- oder VoiP-Hersteller.

Zwei Monate nach der Übernahme von Groove Networks stellt sich die Frage, wie Microsoft das akquirierte "Virtual Office" bei den Collaboration-Plänen für Office berücksichtigen will. Laut Capossela überlegt das Office-Team aber erst noch, "wie es die Peer-to-Peer-Fähigkeiten von Groove am besten in Office inkorporieren kann". Offen lässt Microsoft auch, ob es den "Excel Calculation Server" und den "Infopath Forms Server" geben wird, über die Partner schon Ende letzten Jahres berichtet hatten. Der "Sharepoint Portal Server" soll die Verteilung von Informationen zwischen Unternehmen vereinfachen, indem sie gemeinsam genutzte Workspaces einrichten können.

Microsoft bekräftigte zudem, dass es den mit Office 2003 eingeschlagenen Kurs fortführen und mit erweiterten XML- Funktionen die Integration der Desktop-Anwendungen mit Backend-Systemen erleichtern möchte. Worin diese zusätzlichen Features bestehen sollen, blieb allerdings offen. Als Musterbeispiel gilt dabei die Kooperation mit SAP im "Mendocino"-Projekt.

Ein weitgehend neues Betätigungsfeld suchen sich die Redmonder im Content-Lifecycle-Management, das Office 12 in Zusammenarbeit mit Server-Produkten erbringen soll. Microsoft reagiert damit auf Anforderungen durch gesetzliche Vorgaben wie Sarbanes-Oxley. Geplant ist offenbar ein einfaches Records-Management, über das sich Ablaufdaten und die Archivierung von Dokumenten mittels Policies festlegen lassen. Capossela nennt "Office Servers and Services", die dafür nötig seien, geht aber nicht auf Einzelheiten ein.

Ein Kandidat dafür wäre der "Content Management Server". Er hätte im Rahmen des Jupiter-Projekts mit dem "Commerce Server" und dem "Biztalk Server" verschmolzen werden sollen. Die aktuelle Version ist bereits drei Jahre alt, und einen Fahrplan für das Produkt blieb das Unternehmen bisher schuldig.

Trotz der vielen offenen Fragen kündigte Microsoft eine erste Betaversion von Office 12 für Herbst 2005 an, die endgültige Fassung soll Ende 2006 fertig sein. Dieser Zeitplan hängt nicht mehr vom Erscheinungstermin des Windows-XP-Nachfolgers "Longhorn" ab, weil die Bürosoftware auch auf älteren Systemen einschließlich Windows 2000 laufen soll. (ws)