Karriere-Ratgeber

Erst testen, dann aufsteigen

13.07.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Bevor man endgültig die Karriereweichen stellt, sollte man einiges ausprobieren, empfiehlt Adesso-Chefentwickler Michael Rittinghaus.

Ein Leser möchte wissen, wie heute eine Karriere für Softwareentwickler aussieht und welche Kriterien für den Erfolg wichtig sind. Spielt die Unternehmensgröße dabei eine Rolle?

Chefentwickler Michael Rittinghaus von Adesso erzählt aus eigener Erfahrung:

Michael Rittinghaus, Adesso: 'Wer nicht gerne organisiert, sollte lieber über eine Laufbahn als Architekt nachdenken.'
Michael Rittinghaus, Adesso: 'Wer nicht gerne organisiert, sollte lieber über eine Laufbahn als Architekt nachdenken.'
Foto: Michael Rittinghaus, Adesso

"Es gibt durchaus verschiedene Möglichkeiten für einen Softwareentwickler, Karriere zu machen. Basis einer jeden beruflichen Karriereentwicklung ist die Übernahme von mehr und mehr Verantwortung im Laufe des Berufslebens. Dies kann die Verantwortung im Sinne einer Projekt- oder Teilprojektleitung sein, aber auch für die Definition einer Architektur oder die Auswahl von Werkzeugen und die Festlegung von Methoden. Die meisten Menschen denken bei Karriere eher an eine Projekt- oder auch Abteilungsleitung, die dann zusätzlich eine disziplinarische Komponente enthält.

Aber auch die Übernahme von Architekturentscheidungen oder die Auswahl von Werkzeugen und Bibliotheken birgt eine enorme Verantwortung. Bei Adesso unterscheiden wir in eine Fach- und eine Führungslaufbahn, und das Fortkommen in beide Richtungen gilt als Aufstieg, auch wenn in der Fachlaufbahn keine disziplinarische Verantwortung für die Mitarbeiter einer Abteilung übernommen wird.

Um Erfolg zu haben, ist besonders wichtig, dass man gut ist in dem, was man tut, und meiner Erfahrung nach ist man immer besonders gut in den Dingen, die einem Spaß machen und den persönlichen Ehrgeiz wecken. Daher würde ich jedem, der mehr Spaß am Umgang mit Technik als am Organisieren hat, empfehlen, eher eine Fachlaufbahn einzuschlagen und sich zum Architekten zu entwickeln. Das ist eine stark vereinfachte Darstellung. Oft merkt man, dass einem Projektleitung, Führen und Organisieren Spaß macht, wenn man es mal versucht hat. Ich kann jedem nur raten, vor der Festlegung auf eine Karriererichtung verschiedene Dinge auszuprobieren, wenn sich eine passende Gelegenheit wie die Übernahme einer Teilprojektleitung bietet.

Bezüglich der Abgrenzung zwischen kleinen und großen Unternehmen tue ich mich etwas schwer. Man kann auch in einem kleinen Unternehmen Karriere machen. Vor allem, wenn es wächst und man früh Verantwortung übernimmt. Geht es um das Ausprobieren von Führungsverantwortung, dann spielt weniger die Unternehmensgröße eine Rolle als die Durchlässigkeit zwischen den Laufbahnsträngen. Bei Adesso muss man sich nicht sofort auf einen Zweig festlegen, und auch nach der Festlegung besteht noch die Möglichkeit besteht, die Laufbahn zu wechseln, wenn der eingeschlagene Weg sich als Fehlentscheidung herausstellt.