Der neue Dueck

Erst ein Wissensklima schafft Traumjobs

15.06.2010
Von Ima Buxton

Gunter Dueck ist mit "Aufbrechen" ein großer Wurf gelungen. Der Cheftechnologe des IT-Riesen IBM umreißt mit bemerkenswerter Konsequenz die Grundlinien einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, deren tragende Säule der entstehende quartäre Wissenssektor ist. Um diesen voll zur Entfaltung zu bringen, bedarf es nicht nur einer radikalen Bildungsinitiative (Abitur für alle), sondern auch eines Masterplans für Deutschland, der die "Zukunftsstrukturen der Technologien, der Wirtschaft und der Kultur festlegt und dem wir mit unbeirrbarem Blick folgen." Die Eckpunkte dafür - Internetausbau, E-Bildung, digitale Identität, E-Rechnungen - liegen, folgt man Dueck, geradezu auf der Hand - allein es fehlt am Willen der Deutschen. Die Entscheidungsträger hängen alten Besitzständen nach und pflegen ihr klassisches Klientel. Damit soll, so Dueck, endlich Schluss sein.

Veränderung aus der Mitte der Gesellschaft

Man möchte dem einstigen Mathematikprofessor beipflichten, dass der Impuls zur Veränderung aus der Mitte der Gesellschaft kommen muss. Dennoch steht zu befürchten, dass auch Duecks starkes Konzept und mitreißende Suggestivkraft diesem alten deutschen Missstand - leider - kein Ende bereiten werden. Ähnliches hat schon Roman Herzog mit seiner berühmten Ruck-Rede erfahren. Auch der einstige Bundespräsident, dem die Kraft des Wortes quasi per Amt verliehen ist, konnte 1997 mit seiner vielbeachteten Berlin-Rede das Land nicht von alten Zöpfen befreien und zum Aufbruch in eine von Innovationen geprägte Zukunft bewegen. Was nach der Lektüre bleibt, ist der Wunsch nach einem weiteren großen Wurf, einem, der die Infrastrukturen des Wandels vorzeichnet, gehbare Wege eines nachhaltigen, zukunftsorientierten und innovationsfreundlichen Wandels identifziert. Oder müssen die Deutschen auf die nächste Revolution warten?