Lizenz-Management

Erst bei Unbehagen in der Chefetage tut sich was

16.03.2010
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Gute Sparmöglichkeiten

CW: Als Argument für eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Lizenz-Management werden immer wieder hohe Sparpotenziale genannt. Von bis zu 30 Prozent sprechen einige Analysten. Wie realistisch sind diese, und wodurch können sie erreicht werden?

Böhler: Für Großunternehmen sind solche Zahlen heute kaum noch zu erreichen. Die haben ihre Hausaufgaben in Sachen Standardisierung meist soweit gemacht, dass 10 bis 15 Prozent realistisch sind. Diesen Wert können viele Unternehmen erreichen, wenn sie auf "Rundum-sorglos-Enterprise-Pakete" verzichten und entsprechende Verträge kündigen, Lizenz-Anforderungen aus den Fachabteilungen mit Blick auf die Standardisierung der IT ablehnen und prinzipiell bei jeder Anforderung prüfen, ob sie nicht aus dem Lizenzbestand abgedeckt werden kann.

Drews: Konkret kann man zum Beispiel schon dadurch sparen, dass man nicht auf jedem Desktop die Professional-, sondern die Standard-Version einer Office-Software ausrollt. Das funktioniert natürlich nur, wenn Nutzungsverhalten, Anforderungen und Beschaffung in einem klar definierten Prozess aufeinander abgestimmt sind. Aber wenn das der Fall ist, können gerade mittelständische Unternehmen durchaus in die Region von 25 Prozent und mehr an Einsparungen kommen.

CW: Konsolidierung, Standardisierung und Kosteneinsparungen werden auch im Zusammenhang mit der Virtualisierung genannt. Welchen Einfluss hat das Thema Virtualisierung auf das Software Asset Management?

Böhler: Lizenzmetriken sind traditionell hardwarebezogen. Bei der Virtualisierung geht dieser Bezug verloren. Daraus ergibt sich ein direkter Konflikt zwischen Lizenz und Technik, der im Zweifel immer gegen den Kunden ausgelegt werden kann. Nehmen wir ein Beispiel aus der Oracle-Lizenzierung, welche Partitionierung durch Software-VMs (Virtual Machines) als Berechnungsgrundlage ausdrücklich untersagt: Auf einer Maschine mit 16 physikalischen CPUs wird eine Business Application auf einer Virtual Machine betrieben, die 14 der CPUs nutzt. Auf einer weiteren Virtual Machine läuft eine Oracle Database Enterprise Edition, die mit den 2 vermeintlich "verbleibenden" CPUs betrieben wird. Nach der Oracle-Lizenzlogik müssen aber alle 16 physikalischen CPUs lizenziert werden, was einem Betrag von rund 700 000 Dollar entspricht.