Bessere Flexibilität

ERP-Zufriedenheit 2012

18.01.2013
Von 
Karsten Sontow ist Vorstand der Trovarit AG in Aachen.

Herausforderungen für die Zukunft

Bei aller Zufriedenheit im Allgemeinen offenbart die Studie bei näherem Hinsehen auch Schwächen und negative Trends hinsichtlich relevanter Details des ERP-Alltags: So kritisieren die Anwender seit jeher die unzureichenden Möglichkeiten, die ERP-Systeme im Hinblick auf das Reporting und Formularwesen bieten. Dies hat sich auch in den letzten beiden Jahren nicht nennenswert verbessert.

Regelmäßig in der Kritik - bei gleichbleibend negativem Trend - steht darüber hinaus die Performance der ERP-Lösungen. Lange wurde dieser Aspekt völlig unkritisch bewertet, doch offenbar steigt inzwischen der Ressourcenbedarf der Software bei gleichzeitiger Zunahme des zu verarbeitenden Datenvolumens schneller als die Leistungsfähigkeit der IT-Infrastruktur. Ebenso regelmäßig bemängeln Anwender immer noch die mangelhafte Bedienerfreundlichkeit der ERP-Software, ein Umstand, der den Nutzen des Werkzeugs ERP-Software durchaus beeinträchtigen kann.

Böse Überraschungen erleben Anwender immer wieder im Hinblick auf die Budget- und Termintreue bei ERP-Projekten. Ursächlich hierfür sind neben Schnittstellenproblemen meist große Aufwände beim Einrichten und Anpassen von Formularen und Reports sowie - oft unerwartete - Probleme bei der Migration von Daten in die neue ERP-Software.

Abseits von Software und Anbieter birgt die ERP-Implementierung aber offenbar auch Herausforderungen auf der Anwenderseite: So stellten zuletzt knapp 20 Prozent der ERP-Anwender fest, dass ihr ERP-Projekt durch eine unklare Definition der Anforderungen an die Lösung beeinträchtigt wurde. Dabei hat sich die Quote der Problemfälle in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Hier schlägt sich unter anderem nieder, dass die Anforderungen an ERP-Lösungen immer komplexer werden, auch weil diese in immer mehr Firmenbereichen zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus klagt mehr als jeder fünfte Anwender über unzureichende Personalressourcen für die ERP-Implementierung - Tendenz steigend. Offenbar wird der Aufwand für derartige Projekte weiterhin unterschätzt. Gleichzeitig verfügen Unternehmen heute im Allgemeinen über eine recht knapp bemessene Personaldecke, was die Belastung der Projektmitarbeiter durch das Tagesgeschäft erhöht. Die Herausforderung der Einführungsphase im ERP-Lebenszyklus unterstreicht auch die Tatsache, dass zuletzt nur noch rund 13 Prozent der Vorhaben als "problemlos" eingestuft wurden, wobei diese Quote bei größeren ERP-Projekten nochmals deutlich schlechter ausfällt. Eine Herausforderung für den ERP-Betrieb bleibt weiterhin der Aufwand für Updates und Release-Wechsel, der von gut 15 Prozent der Anwender als problematisch eingestuft wird. Dabei bestehen offenbar erhebliche Unterschiede von Software zu Software beziehungsweise von Anbieter zu Anbieter.

Darüber hinaus bleibt die Anpassbarkeit und Flexibilität der ERP-Lösungen ein Kritikpunkt, auch wenn zuletzt allem Anschein nach Fortschritte erzielt wurden. Hier schlagen sich modernere Technologien sowie optimierte ERP-Architekturen positiv nieder. Eine weitere Herausforderung für die Zukunft resultiert aus der immer stärkeren Nutzung mobiler Technologien: Zwar bemängeln nur rund sechs Prozent der Studienteilnehmer die entsprechenden Möglichkeiten ihrer ERP-Lösung. Allerdings hat der Anteil der Problemfälle gegenüber 2010 um gut die Hälfte zugenommen. Bei aller Kritik ist erfreulich, dass immerhin mehr als ein Viertel der ERP-Installationen als "problemlos" eingestuft werden.

Anforderungen an ERP-Systeme

Die wichtigsten Anforderungen sind "Funktionale Eignung", "Flexibilität der Software" und "Praktikabilität/Mittelstandseignung".Die Anforderungen an ERP-Lösungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren verändert. Besonders fällt die höhere Bedeutung der "Flexibilität der Software", "Anschaffungskosten" und der "Internationalen Ausrichtung der Software" auf.

Bei allen Unterschieden erfüllen die ERP-Anbieter insgesamt doch weitgehend die wichtigsten Anforderungen der Anwender. So sticht ins Auge, dass zum Beispiel die Zufriedenheit mit der "Funktionalität" und der "Mittelstandseignung" insgesamt relativ gut ausfällt. Problematisch bleiben allerdings die "Bedienerfreundlichkeit", die Anpassbarkeit von "Formularen und Auswertungen" sowie das "Preis-Leistungs-Verhältnis". (hi/ba)